79. SCHABLONEN DER GEWALT

(50: Patterns of Force)

16. 2. 1967 (NBC), Sommer 1995 (CIC-Video), 19. 11. 1996 (ORF; OmU), 25. 7. 1999 (DF1)

 

Isak: Richard Evans (Frank Schröder)

Eneg: Patrick Horgan (Martin Keßler)

Daras: Valora Norland (Bettina Weiß)

Abrom: William Wintersole (Dieter Memel)

Melakon: Skip Homeier (Frank-Otto Schenk)

SS-Wache: Ed McCready (Raimund Krone)

SS-Major: Gilbert Green (Hans Teuscher)

John Gill: David Brian (Gerhard Paul)

Scotty: James Doohan (Manfred Petersen)

 

Dt. Bearbeitung: Zufall-Synchron Berlin

Buch und Dialogregie: Dr. Harald Wolff

Synchronberatung: Lutz Dieckmann

 

Die Enterprise will dem Planeten Ekos einen Besuch abstatten, wo sich der Historiker John Gill niedergelassen hat. Als sie in den Orbit einschwenkt, wird sie von einer Atomrakete angegriffen, obwohl diese Technologie auf Ekos noch nicht verfügbar sein dürfte. Kirk und Spock beamen hinunter und treffen auf eine exakte Kopie des Naziregimes: John Gill wird „Führer“ genannt und man kämpft brutal gegen den Nachbarplaneten Zeon. Schon bald werden die beiden von der Gestapo verhaftet, doch gemeinsam mit dem Untergrundkämpfer Isak gelingt ihnen die Flucht. Sie erfahren, dass inzwischen Gills Gehilfe Melakon auf Ekos die Fäden zieht. Als Nazis verkleidet dringt man ins Führerhauptquartier vor, wo man schließlich auf den unter Drogen gesetzten John Gill trifft. Mit McCoys Hilfe wird er zu Bewusstsein gebracht. Er erklärt, dass er das nationalsozialistische System nur deshalb eingeführt hat, um die marode Wirtschaft von Ekos zu beflügeln. Leider hat ihn Melakon dann als Strohmann für seine eigenen Pläne missbraucht. Bevor Melakon den Generalangriff auf Zeon befehlen kann, greift Gill ein und denunziert seinen Gehilfen als Verräter, worauf ihn dieser kurzerhand erschießt. Melakon fällt aber wenig später Isak zum Opfer. Gills unheilvolles Experiment ist zu Ende.

 

Von dieser Folge existierte lange keine deutsche Fassung. Sat.1 hatte sie als einzige nicht synchronisieren lassen. Als Grund war in der Presse immer wieder zu lesen, dass es rechtliche Probleme gäbe oder dass das Material verloren gegangen sei. Die Wahrheit dürfte viel eher sein, dass die Folge ihrer Handlung wegen gemieden wurde. Man war sich wohl nicht sicher, wie das Publikum angesichts der deutschen Geschichte damit umgehen würde – eine an sich ungerechtfertigte Sorge. Tatsächlich wendet sich die Episode nämlich von der Aussage her durchaus gegen den Faschismus; problematisch war schon eher, dass man versuchte, die Naziszenen mit lakonischem Humor zu konterkarieren.

 

Fairerweise muss man aber auch erwähnen, dass STAR TREK bei weitem nicht die einzige Serie ist, welche die Nazi-Thematik aufgreift. Dieser traurige Teil der deutschen Vergangenheit erfreut sich in Hollywood seit jeher großer Beliebtheit. Auch Die Zwei, Mit Schirm, Charme und Melone oder Das A-Team! (um nur drei Beispele zu nennen) benutzten schon die Nazis als Bösewichter vom Dienst. Da aber besagte Episoden fast alle dem deutschen Publikum vorenthalten wurden, ist diese Tatsache weitgehend unbekannt.

 

Generell halte ich das Verhalten der Fernsehanstalten für verkehrt. Jeder Zuschauer sollte sich selbst einen Eindruck verschaffen können, wie gut oder schlecht eine Sendung tatsächlich ist. Durch Zensur wird eine Sache letztlich erst interessant gemacht – interessanter als sie eigentlich ist.

 

So brachten die STAR TREK-Fans natürlich bald in Erfahrung, dass es eine nicht gezeigte Folge gab, und als die Originalfassung auf Video erschien, erzielte die Folge ungeahnt hohe  Verkaufszahlen.

Lange Zeit kursierten Gerüchte, dass Patterns of Force schon in den 70er-Jahren unter dem Titel „Kirks Alptraum“ für das ZDF synchronisiert, dann aber nicht ausgestrahlt worden sei. Ob dies der Wahrheit entspricht, lässt sich schwer sagen. K. E. Ludwig (Scottys Synchronsprecher) bestätigte es einmal auf einer Convention, einige Jahre später behauptete er das Gegenteil. Da sich weder Synchronsprecherkollegen, noch Redakteure an eine Folge mit Nazis erinnern konnten, dürfte an dem Gerücht wirklich nichts dran sein.

 

Erst 1995 ließ CIC-Video die Folge deutsch synchronisieren. Man reaktivierte ein letztes Mal alle gewohnten deutschen Sprecher – bis auf K. E. Ludwig, der leider nicht mehr am Leben war. Dies fiel jedoch kaum auf, da Scotty genau einen Satz in der Folge hat. Auch wenn man bei G.G. Hoffmann und Herbert Weicker einen deutlichen Altersunterschied zu den früheren Episoden bemerkte, so war es dennoch ein Erlebnis, die beiden ein letztes Mal in Aktion zu erleben, bevor sie bald darauf ebenfalls verstarben.

 

Deutschland-Premiere war 1995 in München auf der Federation Con 3, wo auch zum ersten Mal der neu aufgenommene Prolog mit G.G. Hoffmanns Stimme präsentiert wurde, was das Publikum mit einem spontanen Beifall würdigte. In Bezug auf den Inhalt der Folge reagierten die überraschten Fans recht unterschiedlich, die Synchro jedoch wurde ohne Ausnahme gelobt.

Schablonen der Gewalt erschien kurz darauf auf Video (gemeinsam mit der Originalfassung) und ist bis heute einer der Renner des deutschen STAR TREK-Videoprogramms.

 

Über ein Jahr später lief die Folge in der Reihe Kunststücke im österreichischen Fernsehen. Man strahlte die Originalfassung mit deutschen Untertiteln aus. Dies war somit die TV-Premiere im deutschen Sprachraum.

Erst 1999 erwarb die Kirch-Gruppe die Rechte an der CIC-Synchro. Zunächst sendete man sie auf dem Pay-TV-Sender DF1. Eine Ausstrahlung in Sat.1 ist für Ende des Jahres 1999 geplant.

 

Titel:

Der deutsche Titel ist eine lyrische, aber durchaus sinngemäße Übersetzung des Originaltitels (wobei „Schablonen der Macht“ noch besser gepasst hätte).

 

Synchronisation:

Die Übersetzung folgt 1:1 der Originalfassung. Auf zusätzliche Witze wurde verzichtet, was auch nicht nötig war, da die Folge im Original bereits mehrere Kalauer enthält.

 

In einem Fall hat man sogar einen Fehler der Originalfassung korrigiert: Als der Landetrupp gegen Ende der Folge bei Gill ist, und von Eneg überrascht wird, überredet man ihn, Spock festzunehmen und zu Melakon zu bringen. Dabei sagt Eneg im Original: „Pass them on my responsibility!“ (ÜB: „Überstellt sie meiner Verantwortung!“) Der Plural ergibt hier aber keinen Sinn, da nur Spock „verhaftet“ wurde.

Die deutsche Version lautet dagegen: „Überlasst diesen Mann meiner Obhut!“

 

Negativ anzumerken wäre eventuell, dass G.G. Hoffmann seinen Text zuweilen etwas tonlos herunterleiert.

In der Rohfassung, die auf der besagten Convention gezeigt wurde, lieferte Herr Hoffmann noch einen makabren Brüller: Nachdem John Gill erschossen wurde, eilt Isak herbei und sagt „Wie lange hab ich dafür gebetet! Jetzt tut es mir leid.“ Darauf entgegnet Kirk: „Ihm auch!“

Durch die (GGH-typische) trockene Betonung klang diese Antwort unglaublich süffisant und wirkte dadurch unfreiwillig komisch. (Der ganze Saal brach an der Stelle in schallendes Gelächter aus.)

Für die Endfassung wurde die Zeile daher neu aufgenommen, so dass die Szene nun die korrekte pathetische Atmosphäre besitzt. (Hätte man sich doch diesen Aufwand auch bei ein paar der anderen Folgen gemacht...)

 

Gastauftritte bekannter Synchronsprecher:

Martin Keßler ist Standardsprecher von Nicolas Cage. Bettina Weiß synchronisiert normalerweise Sandra Bullock. Raimund Krone kennen wir bestens als Worf aus Das nächste Jahrhundert und Frank-Otto Schenk ist die Stimme von Chakotay aus Raumschiff Voyager.

 

Videoversion:

Von dieser Folge existieren zwei verschiedene Videofassungen: Zuerst wurde sie als Einzelepisode gemeinsam mit der Originalfassung veröffentlicht. Dort wird der deutsche Titel unterhalb des englischen eingeblendet, der nicht retuschiert wurde. Später erschien sie dann nochmals gemeinsam mit der Folge Geist sucht Körper [33]. Hier wurde der englische Titel schwarz verdeckt. Der Schatten der englischen Lettern ist noch zu erkennen. 

 

TV-Version:

Da die Videofassung der Folge wie alle Folgen der Videoedition den englische Vorspann enthält, setzte man für die Fernsehausstrahlung die gewohnte deutsche Titelsequenz ein – mitsamt dem verwaschenen, orange-stichigen Planeten, den wir aus dem Vorspann der Sat.1-Folgen kennen. Die Titeleinblendung wurde neu animiert, zwar in der passenden Schrift, jedoch mit ungewöhnlich großen Buchstaben.

Anders als bei allen anderen Folgen schnitt man hier die englischen Episodencredits nicht heraus, sondern legte ein neutrales Bild darüber. (Es war der Stock Shot (vgl. Glossar) vom Ende der Episode, als die Enterprise Ekos verlässt.) Der Nachspann wurde im Original belassen.