Neue Welten, neue Lebensformen und neue Zivilisationen: Drei Jahre nachdem STAR TREK in Amerika abgesetzt worden war, drang die Serie in die bislang unbekannten Fernsehgalaxien Deutschlands vor. Hier sollte die Enterprise Abenteuer erleben, die nie ein Raumschiff zuvor über sich hatte ergehen lassen müssen.
Zeitsprung ins Jahr 1972. Während sich die Politiker mit Problem wie Rezession und Mineralölkrise herumschlagen mussten, waren die Interessen der Jugend geprägt von Rock-Musik, Friedensbewegung und sexueller Aufklärung. Genau in jenen Tagen plante Joachim Tettenborn, seines Zeichens Redaktionsleiter beim ZDF, eine Sendung einzukaufen, die aus damaliger Sicht jeder Beschreibung spottete: STAR TREK, eine Science-Fiction-Serie! Das Fernsehen verstand sich vor allem als Bewahrer von Kultur und Anstand und so war man angesichts einer so „absurden“ Handlung, bei der Menschen in einem Raumschiff zu anderen Planeten reisen, mehr als skeptisch. Herr Tettenborn konnte seine Kollegen jedoch davon überzeugen, dass die Serie eine Bereicherung für das Programm darstellte, hatte er doch bereits mit dem Einkauf von High Chaperal oder Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers) bewiesen, dass er ein glückliches Händchen besaß.
Damals war es noch völlig unüblich, die Rechte für alle Folgen einer Serie zu erwerben. Vielmehr wurde Folge für Folge einzeln geprüft, ob sie auch für das deutsche Publikum geeignet war. So kam es, dass in dieser Zeit praktisch keine Serie in Deutschland vollständig ausgestrahlt wurde, sondern lediglich eine Auswahl der Episoden in willkürlicher Reihenfolge über den Äther gingen. Um den damaligen US-Senderhythmus von 26 Episoden pro Season (à Glossar) möglichst genau wiedergeben zu können, wurden meist 13 Episoden im Paket geordert. Von STAR TREK kaufte das ZDF zuerst zwei solche Pakete und dann zwei Jahre später ein weiteres, so dass insgesamt 39 Folgen ausgestrahlt wurden.
Die Auswahlkriterien leuchten aus heutiger Sicht nur schwer ein. Eine Sendung, die im Vorabendprogramm laufen sollte, durfte natürlich weder Gewalt noch Anzüglichkeiten beinhalten. Aber auch die „Glaubwürdigkeit der Handlung“ war ausschlaggebend dafür, ob eine Episode gekauft wurde oder nicht. Die harmlose Folge Der Tempel des Apoll [23] wurde z.B. als „nicht sendbar“ eingestuft, weil sie die Verantwortlichen für schlichtweg unsinnig hielten. Dass die Episode letztlich doch zur Ausstrahlung kam, lag daran, dass Herr Tettenborn bewusst sieben solcher fragwürdigen Folgen erworben hatte, um die Reaktion des Publikums zu testen - eine mutige Vorgehensweise, die ihn schlimmstenfalls hätte seinen Job kosten können. (Zum Glück für ihn kamen besagte Episoden bei den Zuschauern ebenso gut an wie der Rest der Serie.)
Ein weiterer wichtiger Punkt, der auf Herrn Tettenborn zurückgeht, war der innovative Stil der deutschen Bearbeitung. Das Image fremdsprachiger Serien steht und fällt mit der Synchronisation. Während sie die meisten als selbstverständlich hinnehmen, lehnt sie ein wachsender Prozentsatz der Zuschauer völlig ab. Lob oder Anerkennung werden ihr nur selten zuteil. Dennoch hängt von der Synchronisation das Verständnis der Handlung ab und sie bestimmt letztlich auch den Erfolg einer Sendung.
Obwohl wir in Deutschland mit die modernsten Synchronstudios der Welt haben, ist es erschreckend, wie unterschiedlich die deutsche Bearbeitung von Filmen und Fernsehserien in Qualität und Sorgfalt ausfallen kann. Einerseits gibt es einige wirklich hervorragende Synchronsprecher, die entscheidend dazu beitragen, dass viele fremdsprachige Schauspieler auch in der deutschen Fassung Profil besitzen und im Gedächtnis bleiben. Denkt man z.B. an Robert DeNiro, Michael Douglas oder Harrison Ford, so verbindet man mit ihnen automatisch ihre deutschen Sprecher Christian Brückner, Volker Brandt und Wolfgang Pampel (auch wenn die wenigsten ihre Namen kennen dürften).
Andererseits geht man bei der Übersetzung der Dialoge häufig recht schlampig zu Werke. Oftmals wird einfach wörtlich aus dem Englischen übersetzt, wobei ohne nachzudenken stur die erste Bedeutung im Wörterbuch verwendet wird. Andere Übersetzer raten dann wieder wild drauflos, wenn sie auf unbekannte englische Begriffe treffen, und zwar ganz offensichtlich ohne irgendwo nachzuschlagen. Wie es zu den manchmal haarsträubenden Patzern kommt, die größtenteils auch ohne Kenntnis der Originalfassung deutlich erkennbar sind, wird man im Einzelnen sicher nie nachvollziehen können. Erkennbar ist jedoch immer eine gewisse Sicherheit, in der sich der Übersetzer wiegt, wenn gegenüber dem Original Änderungen vorgenommen werden. In der Regel wird kaum jemand Synchron- und Originalfassung vergleichen.
Häufig wurde behauptet, der Stil der STAR TREK-Synchronisation habe sich an
der deutschen Bearbeitung der Serie Die Zwei (The Persuaders!) mit Roger
Moore und Toni Curtis orientiert. Durch die Synchro wurde die biedere Actionserie
um einen englischen Lord und einen Ölmulti mächtig aufgepeppt, weshalb mach einer
daraus folgerte, die Serie müsse für die deutsche Fassung von RAUMSCHIFF ENTERPRISE
Pate gestanden haben. Tatsächlich lief die erste Folge von Die Zwei aber
erst anderthalb Monate nach RAUMSCHIFF ENTERPRISE über den Äther,
weshalb diese Behauptung (wie manches andere Gerücht über STAR TREK) ins
Reich der Mythen gehört.
Richtig ist, dass die Bearbeitung beider Serien dem gleichen Zeitgeist entsprang.
Es war damals ganz normal, dass man dem Publikum „bestmögliche Unterhaltung“ bieten
wollte und dazu gehörte auch die Neuinterpretation von Szenen in Bezug auf den
Einsatz von Humor jeglicher Art. Wo Rainer Brandt und Karlheinz Brunnemann (die
Erfinder der sogenannten „Schnoddersynchro“, zu deren Vertretern außer Die Zwei
auch zahlreiche Spencer/Hill-Filme, sowie Loius de Funès- oder Belmondo-Streifen
gehören) jede Filmsekunde mit Kalauern füllten und die Figuren eigentlich nie ernst
nahmen, setzte die STAR TREK-Synchro eher auf augenzwinkernden Humor an
Stellen, wo das Original belanglos erscheint oder um die Spannung für kurze Zeit
zu durchbrechen. Anders als bei Brandt wird der Sinn der Handlung durch die Dialoge
in der Regel nicht beeinträchtigt. (Falls doch, hat es andere Gründe, dazu unten mehr.)
Womit jedoch 1972 niemand rechnen konnte, war die phänomenale Weiterentwicklung der Serie: Durch zahlreiche Wiederholungen hatte STAR TREK in Amerika bald Kultstatus erreicht. Es folgten eine Zeichentrick- und natürlich die erfolgreiche Kinofilmserie, sowie jede Menge Bücher und Merchandise-Produkte.
Spätestens gegen Ende der 80er-Jahre war dieser Kult endgültig über den großen Teich nach Europa geschwappt. Auch in Good Old Germany schossen nun immer mehr Fanclubs aus dem Boden und der bis dahin unterversorgte deutsche Trekkie erhielt durch sie erstmals Zugang zu amerikanischen Fanartikeln. Plötzlich war es möglich, an die Originalfassungen der Episoden heran zu kommen. Was bisher nur einige Insider erzählt hatten, wurde nun zur Gewissheit: Ein Großteil der Dialoge in der deutschen Fassung wich meilenweit vom amerikanischen Original ab. Mehr noch erhitzten sich die Gemüter aber darüber, dass in der deutschen Fassung fast alle Folgen gekürzt waren. Besonders deutlich wurde dies durch die Episode Amok Time, deren deutsche Fassung Weltraumfieber [34][1] einen völlig anderen Sinn erhalten hatte. Weil man die Einblicke ins Sexualleben des Vulkaniers Spock heraussynchronisiert hatte, wurde gefolgert, dass STAR TREK in Deutschland als Kinderserie angesehen wurde. Diese Behauptung ist jedoch kaum zu halten. Es entsprach einfach der damaligen Programmpolitik „moralisch fragwürdige“ Sendungen zu zensieren. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern hat sich daran bis heute nicht so viel geändert.
Dass Raumschiff Enterprise ursprünglich Samstag abend um 17.45 Uhr lief, sich also mit der Sportschau überschnitt, muss ebenfalls nicht bedeuten, dass man sich von vornherein keine Quoten erwartete. Die Serie lief im Vorabendprogramm genauso wie etliche andere Unterhaltungsserien. Man wollte beim ZDF einfach ein Alternativprogramm für Nicht-Fußball-Interessierte bieten.
Wie dem auch sei – jedenfalls brach unter den Fans ein Sturm der Entrüstung los, der in einer Art Kreuzzug gipfelte. Die Mehrheit der deutschen Trekkies fühlte sich bevormundet und fing an, die deutsche Synchronisation kategorisch zu boykottieren. Weiterhin wurde das Dogma aufgestellt, dass man sich als „echter“ STAR TREK-Fan nur noch Originalfassungen ansehen dürfe. Dieses Dogma hat sich bis heute gehalten, obwohl sich die heutige Synchronisation (von ein paar Ausnahmen freilich abgesehen J) wirklich im Rahmen des Vertretbaren hält. Was diese Puristen anscheinend immer vergessen, ist, dass etliche Leute keine Möglichkeit haben sich die Serie im Original anzusehen und es sich in ihrer Freizeit auch nicht antun wollen, sich auf eine fremde Sprache konzentrieren zu müssen.
Viele Zuschauer vermissten in den neuen STAR TREK-Serien sogar den Witz der deutschen Dialoge, den sie aus Raumschiff Enterprise gewohnt waren, was beweist, dass die Serie in Deutschland durchaus populär war und ist.
Das amerikanische Original von STAR TREK ist stets bemüht, eine durchdachte kohärente Struktur aufzubauen. Die Figuren sind glaubwürdig und reagieren immer in ähnlicher Weise aufeinander, so dass sich das Publikum heimisch fühlt. Witzige Situationen gibt es durchaus, aber wenn dann meist in subtiler Art, der trockenen militaristischen Atmosphäre der Originalfassung entsprechend. Lacher haben häufig die Gestalt von „running gags“, die nur auffallen, wenn man mit der Serie gut vertraut ist. Beispiele hierfür sind etwa wiederkehrende Sätze wie „by all the laws that we know / life as we know it / for all we know etc.“, die meist in der deutschen Fassung fehlen. Auch McCoys Standardkommentare „I’m a doctor, not a mechanic / bricklayer / telepath / god damn wizard etc.“, sowie das grundsätzlich in den offensichtlichsten Momenten vorgetragene „He’s dead, Jim!“ fallen in diese Kategorie. Solche Dinge stärken die innere Kohärenz, machen die Serie runder und glaubhafter.
Die in gewissem Sinn als genial zu bezeichnende deutsche Fassung hingegen pfeift auf innere Zusammenhänge. So entstehen in sich nicht mehr stimmige, dafür aber schreiend komische Szenen, die Sitcom-Charakter besitzen. Die Hauptfiguren unterhalten sich in familiärem Ton (in der Originalfassung undenkbar), nehmen sich selbst auf den Arm, und nutzen scheinbar jede Situation für einen Gag. So ist es in der deutschen Fassung Gang und Gäbe, dass Spock mit „Spitzohr“ angesprochen wird (was diesen auch nicht zu stören scheint), ja Spock macht sogar selbst Witze!
Allenthalben hat man vermieden, Episoden einzukaufen, die aufeinander Bezug nehmen würden, oder wo dramatische Charakterstudien eine zu große Rolle spielen. Widersprüche in Bezug auf die Charaktere werden ebenso in Kauf genommen wie dramaturgische Tabus (wenn etwa Scotty in der Folge Brautschiff Enterprise [28] an der spannendsten Stelle bemerkt: „Wer fliegt auch heute noch mit ‘ner Halskette?“).
Durch die krass überzeichneten Figuren in der deutschen Fassung bekam die Serie bei uns ein völlig anderes Image. So nahmen amerikanische Fans STAR TREK seit jeher viel ernster als die Fans hierzulande. Sie identifizierten sich mit den Charakteren und lebten nach der Philosophie der Serie. In Deutschland wurde Raumschiff Enterprise dagegen eher als das gesehen, was es ist: Eine Unterhaltungssendung im Fernsehen.
Obwohl oder gerade weil sich viele Fans von der Synchronisation distanzieren, muss man strikt unterscheiden zwischen echten Übersetzungsfehlern und zeitgeistgemäßen Versuchen, die Dialoge witzig zu interpretieren. Und witzig waren viele Dialoge allemal. Für Puristen mag das nicht akzeptabel sein, aber ausschließlich alles an den deutschen Folgen zu verteufeln, ist reichlich vermessen.
„Im Himmel ist Jahrmarkt...“
Die Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE
Titel:
Anders als heute waren Amerikanismen 1972 etwas völlig Undenkbares. Eine sinngemäße Übersetzung von STAR TREK wie etwa „Reise zu den Sternen“ hätte sich wie „Peterchens Mondfahrt“ angehört. Also entschied man sich für das Naheliegendste und nannte die Serie Raumschiff Enterprise, wodurch auch von vornherein klar gestellt wurde, dass es sich um Science-Fiction handelt.
Viele kritisieren, dass auch die meisten deutschen Episodentitel vom Original abweichen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, bei denen die Originaltitel wörtlich übersetzt wurden. Während die oft sehr lyrischen, und daher schlecht übersetzbaren Originaltitel einen weiten Spielraum für Interpretationen lassen, beziehen sich die deutschen Titel zumeist direkt auf die Handlung der Episode. Außerdem taucht in den deutschen Titeln öfter eine handelnde Person oder der Name eines Planeten auf.
Titelsequenz:
Da die Serie in Deutschland ohnehin nicht chronologisch ausgestrahlt wurde, bekamen alle Folgen einen Einheitsvorspann verpasst, nämlich eine eingedeutschte Fassung der Originaltitelsequenz aus der zweiten Season. DeForest Kelley (McCoy) und James Doohan (Scotty) werden stets genannt, auch wenn sie gar nicht auftauchen. STAR TREK-Erfinder Gene Roddenberry wird nur im Abspann einiger Folgen genannt, zu denen er das Drehbuch schrieb, aber nie in den Credits (à Glossar).
Im Original haben alle drei Seasons unterschiedliche Titelsequenzen: In der ersten Season der Originalfassung umkreist die Enterprise einen bräunlichen Planeten und die Musik ist kürzer, da DeForest Kelleys Name noch nicht in den Credits steht. Der Vorspann der zweiten Season ist, wie gesagt, mit dem in Deutschland bekannten identisch. Der Vorspann der dritten Season gleicht optisch dem der zweiten, wurde jedoch abermals mit einer leicht veränderten Titelmusik unterlegt und die bis dahin gelbe Schrift war nunmehr blau.
Eine weitere Änderung gab es bei der Einblendung des Episodentitels, der in Deutschland bereits am Ende der Titelsequenz erscheint. Im Original werden die Titel - wie in fast allen amerikanischen Serien – immer in die bereits laufende Folge eingeblendet. Die ersten Sekunden nach der Titelsequenz wurden daher in der deutschen Fassung stets herausgeschnitten. So beginnen einige Folgen sehr abrupt, was besonders durch die Musik auffällt.
Der Prolog lautet in der deutschen Fassung so:
„Der Weltraum: Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiff Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
Die Originalfassung klingt so:
„Space: the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise. Its five year mission: To explore strange new worlds, to seek out new life and new civilizations, to boldly go where no man has gone before.“
Der deutsche Prologtext ist in Deutschland fast ebenso bekannt wie das Original in Amerika. Auch wenn in vielen Fanzines immer wieder von Hobbyanglisten erstellte (meist einfach wörtlich übersetzte und daher hölzern klingende) Übersetzungen auftauchen, ist die deutsche Fassung durchaus gelungen.
Es fällt allerdings auf, dass eine Jahresangabe hinzugedichtet wurde, offenbar um noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Serie in der Zukunft spielt. (Ähnliches geschah bei Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert, wo man sich ziemlich genau an obige Übersetzung erinnerte. Dort heißt es: „Wir befinden uns in einer fernen Zukunft.“)
Die Aussage „...dringt die Enterprise in Galaxien vor...“ klingt zwar nett, zeugt aber von blanker Unwissenheit des Übersetzers. Die Enterprise kann sehr wohl in unbekannte Stern- oder Sonnensysteme vordringen. Aber eine andere Galaxie zu erreichen, ist auch für unser geliebtes Raumschiff unmöglich. (In der Folge Stein und Staub [24] heißt es beispielsweise, dass die Enterprise selbst mit außerirdischer Technologie 300 Jahre zur nächsten Galaxie brauchen würde).
Darüber hinaus wird der Prolog leider nicht wie im Original von der Stimme Captain Kirks gesprochen, sondern von einer neutralen Erzählerstimme (Holger Hagen). STAR TREK ist hier kein Einzelfall. Bei J.M. Straczinskis Babylon 5 beispielsweise wurde in der deutschen Bearbeitung ähnlich verfahren. Eine Hauptperson gleichzeitig als Erzähler auftreten zu lassen wurde von den Verantwortlichen wohl als Widerspruch angesehen.
Abspann:
Während in den Originalepisoden immer mehrere Hintergrundbilder zu sehen sind, wurde für den deutschen Nachspann nur ein einziges Foto verwendet (nämlich eine Außenansicht der Enterprise aus dem Teaser (à Glossar) von Strahlen greifen an [11]).
Der deutsche Abspann enthält grundsätzlich die Namen der vier Hauptakteure Shatner, Nimoy, Kelley und Doohan, obwohl die beiden letzteren gar nicht in jeder Folge dabei sind. Von den Nebendarstellern werden zwischen drei und fünf Stück genannt, wobei die Liste oft unvollständig ist und auch Schreibfehler enthält.
Die letzten Sekunden vor Beginn des Abspanns (in der die Produzenten genannt werden) fehlen in sämtlichen Folgen, was sich auch hier durch die meist abgewürgte Musik störend bemerkbar macht.
Kürzungen und Wiederholungen:
Ein Großteil der Episoden von Raumschiff Enterprise wurde, wie schon zuvor erwähnt, in der deutschen Fassung gekürzt. Aber nicht an allen Schnitten ist das ZDF schuld. Die Recherchen zu diesem Punkt sind aus heutiger Sicht schwierig, da ich selbst die deutsche Erstausstrahlung noch nicht miterlebt habe. Dennoch zeichnet sich ein ziemlich klares Bild ab.
Es wurde immer wieder behauptet, dass die Folgen 1972 bei der Erstsendung noch alle ungekürzt waren. Das stimmt nicht. Vielmehr hat das ZDF bzw. der Lizenzgeber Leo Kirch von einigen Folgen aus Amerika bereits gekürzte Fassungen erhalten. (Dies erscheint plausibel, da dies Jahre später bei den Pilotfilmen von RAUMSCHIFF ENTERPRISE – Das nächste Jahrhundert und Star Trek - Deep Space Nine auch wieder geschah.) Die Folgen werden für die Zweitauswertung im US-Fernsehen oftmals geschnitten und diese kürzere Fassung wird dann leider manchmal weiterverkauft. Diese US-Schnitte sind oft daran zu erkennen, dass sie mitten in einem Dialog erfolgen, weshalb sie nur bei direktem Vergleich mit der Originalfassung auffallen.
Allerdings setzte auch das ZDF selbst die Schere an und entfernte Szenen unterschiedlichster Art. Eine klare Linie lässt sich dabei nicht erkennen, so dass jede Erklärung reine Spekulation wäre. Bedenkt man, dass Folgen wie Der Tempel des Apoll (s.o.) auf der Abschussliste standen, wundert einen gar nichts mehr...
Dennoch wurden einige Folgen 1972 vollständig ausgestrahlt. Man entfernte nur die Pausen-Fade-Outs (à Glossar), meistens dann, wenn der nächste Akt (à Glossar) mit der selben Einstellung fortfährt.
1978 wurde RAUMSCHIFF ENTERPRISE erstmals im ZDF wiederholt. Inzwischen wurde einer TV-Serie statt den vormals großzügig bemessenen 55 Minuten nur mehr 45 Minuten Sendezeit eingeräumt, was zur Folge hatte, dass alle Folgen von 48 auf etwa 43 Minuten zurecht gestutzt werden mussten. Es liegt mir fern eine Lanze dafür zu brechen, aber der verantwortliche ZDF-Redakteur, Herr Martin Hensel, (der auch später für den Einkauf von Das nächste Jahrhundert gesorgt hat) hat einen enormen Aufwand betrieben, die Kürzungen so sinnwahrend wie möglich vorzunehmen.
Die Arbeitskopien dieser gekürzten Fassungen waren fortan das einzige, was verfügbar war, und so liefen auch im österreichischen Fernsehen, wo die Serie im Laufe der 80er Jahre mehrmals wiederholt wurde, diese und nur diese.
1985 erwarb der Privatsender Sat.1 die Ausstrahlungsrechte an RAUMSCHIFF ENTERPRISE. Kurz nach der Geburtsstunde des Senders holte man zum ersten Mal zu einer Wiederholung der ZDF-Folgen aus. Jedoch schon nach vier Wochen wurde die Serie durch Mondbasis Alpha 1 abgelöst. Im September 1987 gab es jedoch eine große Überaschung: Nach dem Special RAUMSCHIFF ENTERPRISE - Wie alles begann wurden jeweils Montag um 19.17 Uhr erstmals die Episoden gezeigt, die dem deutschen Publikum bisher vorenthalten worden waren. Mit Ausnahme von Patterns of Force (die erst viel später unter dem Titel Schablonen der Gewalt [79] veröffentlicht wurde) hatte der Sender alle fehlenden Folgen synchronisieren lassen.
Pünktlich zum 25. Jubiläum von STAR TREK im Jahr 1991 erwarb der Pay-TV-Sender Premiere einmalig die Rechte für die Ausstrahlung der Serie. Dabei wurden alle Folgen auf ca. 35 Minuten gekürzt, und das so dilettantisch, dass die Handlung teilweise nicht mehr nachvollziehbar war.
1992 wiederholte Sat.1 die ganze Serie jeweils Samstag und Sonntag mittags in der gewohnten Form.
Im Juli 1993 startete Sat.1 schließlich sein bis heute andauerndes STAR TREK-Mammutprogramm. Man begann damit, die Folgen der Classic-Serie wochentags auszustrahlen. Hierbei wurden auch Folgen, die bis dato ungekürzt waren, erstmals von Sat.1 geschnitten (meistens waren die Teaser etwas kürzer). Das ganze hatte wohl nur den Sinn mehr Werbezeit unterzubringen.
Im August 1994 – Sat.1 hatte inzwischen die beiden anderen STAR TREK-Serien Das nächste Jahrhundert und Deep Space Nine im Programm – kündigte der Mainzer Privatsender etwas vorlaut eine kleine Sensation an: Ab Oktober 1994 wollte man zum ersten Mal alle Episoden von Raumschiff Enterprise in der „ungekürzten Fassung von 1972“ wiederholen. Sat.1 hatte sich aus dem Archiv von Leo Kirch die entsprechenden Bänder bestellt, in der Absicht die Serie in ihrer ursprünglichen Version zu rekonstruieren. Natürlich konnten dabei nur die bei der Wiederholung von 1978 heraus geschnittenen Szenen wieder eingesetzt werden, nicht aber die Stellen, die schon 1972 bei der Erstausstrahlung gefehlt haben.
Einige Folgen waren nun tatsächlich komplett, andere waren dagegen so kurz wie eh und je, wie etwa die malträtierte Folge Metamorphose [30], die nach wie vor 35 Minuten dauerte.
Eine weitere Besonderheit war, dass die Serie erstmals in Originalreihenfolge ausgestrahlt wurde. Leider wurde die etwas unlogische Chronologie der US-Erstausstrahlung und nicht die Produktionsreihenfolge (à Anhang A) als Vorbild genommen.
Zu guter Letzt wurde noch das Bildmaterial durch neue Master aus England ersetzt.
Bis heute läuft Raumschiff Enterprise fast ununterbrochen auf Sat.1 und ist auch fester Bestandteil des Science Fiction-Kanals von DF1 bzw. Premiere World.
Videoversion:
Mitte der 90er Jahre begann man in Deutschland damit, die Star Trek-Fernsehserien auf Video zu veröffentlichen, wobei sich das Paramount-Videolabel CIC die Messlatte recht hoch setzte. Anstatt einfach die deutschen TV-Versionen auf Video zu ziehen, setzte man aufwendig die Original-Titelsequenz wieder ein und restaurierte, soweit möglich, auch die geschnittenen Episoden- und End Credits (à Glossar). Als Bonus enthielten alle Kassetten zusätzlich die englischen Originalfassungen der Folgen. Die extra von der Firma The Light Works erstellten Covers machen die Edition schließlich zu einem echten Sammlerstück. Auf Bitten der Fans hin ließ man sogar den Prologtext (s.o.) neu aufnehmen, nunmehr mit der korrekten deutschen Kirk-Stimme.
Synchronstimmen:
Da 1972 noch verhältnismäßig wenig ausländische Filme und Serien liefen, gab es auch wesentlich weniger Synchronsprecher als heute. Die Folge war, dass die deutschen Stimmen vieler Schauspieler dieselben waren.
So wurde Captain Kirk von Gert-Günther Hoffmann synchronisiert, der seine schöne Stimme damals fast allen männlichen Actiontypen (darunter Sean Connery, Lex Barker, Paul Newman, Clint Eastwood) leihen durfte, egal wie gut sie zum Original passte. So traf sie auch Shatners Stimme nicht so ganz, dennoch verlieh er dem Raumschiffcaptain - wie auch seinen sonstigen Rollen - einen eigenen Charakter mit Wiedererkennungswert. Für viele ZDF-Folgen schrieb er gemeinsam mit Scotty-Sprecher K.E. Ludwig das deutsche Dialogbuch, wobei er besonderen sprachlichen Erfindungsgeist bewies. Ein Großteil der lockeren Sprüche dürfte auf sein Konto gehen. Der einstige „König der Synchronsprecher“, wie er selbst nie genannt werden wollte, starb 1997 im Alter von 68 Jahren, nachdem er bis zuletzt als Sprecher, Autor und Regisseur tätig war.
Spocks Stimme, Herbert Weicker, war auch in vielen Filmen zu hören. Zu seinen bedeutendsten Rollen gehörten Christopher Lee und Sidney Poitier. Mit Leonard Nimoys (tieferer) Stimme hat die seine nicht viel Ähnlichkeit, aber trotzdem gibt sie die Art des kühlen Vulkaniers sehr überzeugend wieder. Herbert Weicker liebte die Rolle des Mister Spock und das Wort „faszinierend“ hat sein Leben geprägt. Über seine Arbeit sagte er einmal: „Das halte ich nervlich nicht aus, einen fertigen Film im Kino zu sehen. Ich habe ständig Angst, dass ich mich da oben verspreche.“ Leider starb er im Mai 1997 nach einem Verkehrsunfall.
Manfred Schott, der Dr. McCoys Sprecher war, war seinerzeit Standardstimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffmann . DeForest Kelleys Tonfall trifft er recht gut und seine Streitgespräche mit Spock sind ein Genuss. Kurz nachdem er ein letztes Mal in Star Trek – Der Film, der 1980 bei uns ins Kino kam, als „Pille“ zu hören war, verunglückte er tödlich.
Scotty bekam seine Stimme von K.E. Ludwig der für die meisten der Sat.1-Folgen die deutschen Dialoge geschrieben hat. Von ihm stammte auch der geniale Einfall, Dr. McCoys Spitznamen, der in der Originalfassung bekanntlich „Bones“ (also: Knochen) lautet, mit „Pille“ zu übersetzen. Er trifft Doohans Stimme sehr gut, allerdings erscheint Scotty im Original durch dessen schottischen Akzent eher etwas schrullig, während er in der deutschen Version ein netter schimpfender Griesgram ist. Von allen Hauptdarstellern wurden ihm – bestimmt auch aus eigener Hand - die meisten flapsigen Sprüche in den Mund gelegt. K.E. Ludwig lieh seine rauhe, aber dennoch warme Stimme unter anderem Raimund Harmsdorf als Der Seewolf, dessen eigene Stimme dem Regisseur nicht ausdrucksstark genug erschien. Seine Initialen anstelle seines Vornamens Kurt zu benutzen, war übrigens keine alberne Marotte. Dies kam nur deshalb zustande, um Verwechslungen zu vermeiden, da es vor Jahren zu Beginn seiner Karriere einen zweiten Kurt Ludwig in der Branche gab. Vielen Trekkies war K.E. Ludwig durch seine gemeinsamen Con-Auftritte mit James Doohan bekannt, der lange Jahre mit ihm befreundet gewesen war. Scotty war schließlich die letzte Synchronrolle des Münchners: Kurz vor seinem Tod 1995 stand er für die Synchronisation von Star Trek – Treffen der Generationen das letzte Mal hinter dem Mikrophon.
Da es leider gar nicht selbstverständlich ist Akzente in die Synchro zu übernehmen, war es um so erfreulicher, dass Chekovs russischer Akzent in der deutschen Version erhalten blieb. Der deutsche Sprecher Elmar Wepper kommt verblüffend nahe an Walter Koenigs Original heran. Ja, Ihr habt richtig gelesen! Die Rede ist von demselben Elmar Wepper, der z.B. mit Uschi Glas in Zwei Münchner in Hamburg zu sehen war. Für alle diejenigen, die jetzt verblüfft sind: Elmar Wepper hat auch des öfteren Mel Gibson synchronisiert, z.B. in Lethal Weapon oder auch Braveheart. Die Rolle von Pavel Chekov war seine erste Synchronarbeit.
Die übrigen Stimmen, wie Uhura (Rosemarie Kierstein; † 1980 ) und Sulu (Fred Klaus), passten alle mehr oder weniger gut. Wiederkehrende Nebenrollen wie Schwester Chapel, Yeoman Rand oder Transporterchief Kyle haben in der deutschen Fassung leider keine festen Synchronsprecher, was bei den Nebenrollen natürlich weniger auffiel.
[1] Die Zahl in der eckigen Klammer bezieht sich auf die Nummer in der Reihenfolge der deutschen Erstausstrahlung, die in den folgenden Kapiteln verwendet wurde