34. WELTRAUMFIEBER / PON FARR

(34: Amok Time)

15. 9. 1967 (NBC), 12. 1. 1974 (ZDF)

 

T‘Pau: Celia Lovsky (Ingeborg Lapsien)

T‘Pring: Arlene Martel (Kathrin Ackermann, neue Szenen: Andrea Aust)

Adm. Komack: Byron Morrow (Horst Naumann)

Stonn: Lawrence Montaigne

Kirk (neue Szenen): Thomas Danneberg

McCoy (neue Szenen): Joachim Pukaß

Raumzentrale Vulkan (neue Szenen): Erich Räuker

Schwester Chapel: Majel Barrett (Frauke Sinjen, neue Szenen: Sonja Deutsch)

Dt. Bearbeitung: Wolfgang Schick (neue Szenen: Dr. Harald Wolff/ Lutz Dieckmann)

 

In der ZDF-Version wurde der Sinn der Handlung völlig verändert. Die folgende Inhaltsangabe entspricht der Originalepisode:

Ein völlig nervöser und überreizter Spock verlangt Urlaub und will auf seinen Heimatplaneten Vulkan gebracht werden, was Kirk wegen einer dringenden Mission verweigern muss. Eine Untersuchung durch McCoy ergibt, dass Spock sterben wird, wenn er nicht nach Vulkan gebracht wird. Kirk sucht Spock auf und verlangt Antworten. Zögernd erzählt dieser von Pon Farr, der qualvollen Paarungszeit seines Volkes, die alle sieben Jahre wiederkehrt. Er müsse nun zu Hause die Ehe mit der Vulkanierin T’Pring antreten. Kirk begeht Insubordination und befiehlt Kurs auf Vulkan, wo Spock ihn und McCoy als seine engsten Freunde zu seiner Hochzeit einlädt. T’Pring macht jedoch von ihrem Recht Gebrauch, Spock um sie kämpfen zu lassen und wählt den verdutzten Kirk als ihren Favoriten. In der Absicht Spock siegen zu lassen, nimmt Kirk an, erfährt jedoch zu spät, dass der Kampf bis zum Tod eines Kontrahenten fortgesetzt wird. In Trance tötet Spock seinen Captain und ist wieder geheilt. Er gibt T’Pring frei und kehrt aufs Schiff zurück, wo er einen völlig lebendigen Kirk vorfindet. Sein Tod war durch eine Injektion McCoys nur vorgetäuscht worden.

 

Titel:

Der deutsche Titel Weltraumfieber bezieht sich natürlich auf die vom ZDF veränderte Handlung, während Pon Farr der Titel der restaurierten deutschen Videofassung ist.

Der Originaltitel hieße wörtlich übersetzt so etwas ähnliches wie „Amokzeit“, womit natürlich ebenfalls das Pon Farr gemeint ist. Somit ist der deutsche Videotitel eine sinngemäße Übersetzung des Originaltitels.

 

Fehlende Szenen / Synchronisation:    

Abgesehen von Sätzen wie „Sie wissen ja selbst: Schnaps ist Schnaps und Befehl ist Befehl“ und Verzögerungen, die in „Lichttagen“ gemessen werden, stimmt die deutsche Fassung bis zu der Szene, in der Kirk von McCoy das Ergebnis von Spocks Untersuchung erfährt. Ab hier beginnen dann die Abweichungen:

·                    In der Originalfassung rät McCoy davon ab, Spock weiterhin um eine Erklärung für sein Verhalten zu bitten. In der deutschen Fassung erwähnt McCoy ein neues Medikament, das Spock helfen könne, aber starke Halluzinationen verursacht.

·                    Die nächste Szene fehlt in der deutschen Fassung: Kirk geht zu Spock (der sich gerade Fotos von T’Pring ansieht) und erfährt das Geheimnis über Pon Farr.

·                    In der Originalfassung befiehlt Kirk gegen Admiral Komacks Befehl nach Vulkan zu fliegen. In der deutschen Fassung gehorcht Kirk dem Befehl und befiehlt Kurs nach Altair 6. Außerdem weist er McCoy an, das Medika­ment einzusetzen.

·                    In der Originalfassung springt Schwester Chapel angesichts der positiven Neuigkeit auf, und läuft zu Spock, um ihm davon zu berichten. Er bittet sie nach einem kurzen intimen Gespräch, ihm eine Plomeek-Suppe zuzubereiten. In der deutschen Fassung fehlt dieses Stück. Stattdessen wurden ein paar Sekunden aus der Titel-Sequenz eingefügt, die zeigen soll, dass Spock vom Vulkan träumt. Dann wurde bis zu der Szene geschnitten, in der T’Pring auf dem Hauptschirm der Brücke zu sehen ist. Das folgende Gespräch zwischen ihr und Spock soll demnach auch Teil von Spocks Traum sein.

·                    In der Originalfassung sieht man inzwischen, wie Spock Kirk und McCoy zu der Zeremonie auf der Planetenoberfläche einlädt. Nach dem Eintreffen bei Spocks Heimatplanet bittet Kirk die vulkanische Weltraumzentrale um Erlaubnis, in den Orbit einzuschwenken.

·                    Die nun folgende Sequenz auf Vulkan stimmt mit der Originalfassung überein. Die deutsche Fassung enthält lediglich einen zusätzlichen Logbucheintrag, in dem Kirk berichtet, dass Spocks Fieberphantasien begonnen haben.

Die Übersetzung ist vertretbar (abgesehen davon, dass der „ahn-woon“ in der deutschen Fassung „Ahuo-wun“ genannt wird).

Bei T’Paus deutscher Stimme geht leider eine Menge des Flairs aus der Originalfassung verloren. Dort hat sie einen fremden Akzent und benutzt darüber hinaus altenglische Formen wie „thou“ und „thee“. Sie erscheint als überaus weise Führungspersönlichkeit. In der deutschen Fassung wirkt sie eigentlich nur streng und unsympathisch.

Die Abweichungen beginnen wieder in der Schlussszene, als Spock dem vermeintlich toten Kirk begegnet:

·                    In der Originalfassung erfährt Spock, dass McCoy Kirk während des Zweikampfs keine Atemstimulans injiziert hat, sondern ein Präparat, das ihn in scheintoten Zustand versetzte. In der deutschen Fassung realisiert Spock stattdessen, dass er wohl nur „geträumt“ hat.

·                    Die folgende Funknachricht, die Uhura vorliest, besagt in der Originalfassung, dass die Raumflotte T’Paus Ersuchen zugestimmt hat und der Flug der Enterprise zum Vulkan gebilligt wird. T’Pau hat damit Kirks Befehlsverweigerung gedeckt. In der deutschen Fassung lautet die Nachricht belang­loserweise, dass jede Verzögerung der Ankunft bei Altair 6 sofort dem obersten Kommando mitgeteilt werden muss.

 

Warum man beim ZDF man diesen unvergleichlichen Aufwand betrieb, ist bis heute nicht ganz geklärt. Am populärsten ist die Theorie, dass den Verantwortlichen sexuelle Thematik zu heikel war. Dies passt zu dem beliebten Vorwurf, das ZDF habe Star Trek als Kinderserie behandelt, was inzwischen als widerlegt gilt. Der wahre Grund könnte vielmehr die aus sich der Redakteure „unglaubwürdige“ Handlung gewesen sein. Damit war nicht (oder zumindest nicht allein) das ungewöhnliche Liebesleben des Vulkanier gemeint. Vor allem die Idee, einen Menschen durch eine Injektion scheintot erscheinen zu lassen, soll für Kopfschütteln gesorgt haben.

Wie dem auch sei - es wäre sicher besser gewesen, die Folge gar nicht zu senden, als eine vollkommen neue Geschichte zu erfinden (wobei die Idee mit dem noch nicht erprobten Medikament eindeutig aus Journey to Babel (Reise nach Babel [17]) stammt.) Niemand, der nur die ZDF-Fassung gesehen hat, wird ahnen, dass Amok Time eigentlich eine der besten Star Trek-Folgen ist.

 

Videoversion:

Erst bei der Videoveröffentlichung gab man der Folge ihren ursprünglichen Inhalt wieder. Fehlende und falsch übersetzte Szenen wurden aufwendig nachsynchronisiert, wobei die Sprecher die gleichen waren wie bei der Neubearbeitung von Metamorphose [30]. Die neuen Dialoge wurden alle originalgetreu übersetzt. Nur an einer Stelle fällt auf, dass Spock von den „Ealvögeln auf Regulus V“ spricht. Konsequent deutsch müsste es eigentlich „Aalvögel“ heißen, aber dass ist wirklich nebensächlich.

Der deutsche Titel wurde oberhalb des Originaltitels eingeblendet, der hier nicht retuschiert ist.