DER KÄFIG
(1: The Cage)
24. 12. 1988 (Syndicated), 25. 10. 1993 (Sat.1)
Cpt. Christopher Pike: Jeffrey Hunter (Matthias Einert)
Lt. Spock: Leonard Nimoy (Norbert Gescher)
Dr. Philip Boyce (DV: Royce): John Hoyt (Heinz-Theo Branding)
Magistrat: Meg Wylie (Barbara Ratthey)
Navigator Tyler: Peter Duryea (Boris Tessmann)
Dt. Bearbeitung: Ulrich Johannson
Die Enterprise fängt einen 18 Jahre alten Notruf der S.S. Columbia auf, die angeblich auf dem Planeten Talos IV notlanden konnte. Tatsächlich erweist sich der Notruf aber als Falle. Die von einem Landetrupp entdeckten Überlebenden sind eine Illusion und Captain Pike wird von den mental übermächtigen Bewohnern des Planeten entführt. Mit telepathisch herbei geführten Illusionen lassen die Talosianer bei Pike sein bisheriges Leben Revue passieren. Seltsamerweise taucht in all diesen Trugbildern eine Frau namens Vina auf, die in Wahrheit die einzige Überlebende der Columbia-Crew ist. Man will Pike dazu bringen, mit ihr eine neue Rasse zu gründen, um Talos wieder zu bevölkern. Als Pike sich weigert, holen seine Häscher noch seine erste Offizierin und Yeoman Colt in seine Zelle, in der Hoffnung, dass Pike mit einer von ihnen vorliebnimmt. Dieser hat inzwischen entdeckt, dass die Talosianer keinen negativen Gefühle lesen können. So gelingt es ihm, einen von ihnen zu überwältigen und die Enterprise-Crew frei zu pressen. Die Talosianer lassen die Menschen ziehen, nachdem sie nun wissen, dass diese niemals in Gefangenschaft leben könnten. Vina, die bei dem Absturz einst schlimm entstellt wurde, bleibt auf Talos IV zurück, nachdem ihr die Talosianer die Illusion von Schönheit wiedergegeben haben.
Titel:
„Der Käfig“ ist natürlich die wörtliche deutsche Übersetzung des Originaltitels. Nur wird der Titel wie bei vielen Pilotfilmen von US-Serien (so auch in Babylon 5) nicht eingeblendet. In der deutschen Fassung ist er allerdings zu sehen.
Schnitte:
Zunächst sei einmal erwähnt, dass nicht alle Szenen des ersten Pilotfilms The Cage in den Zweiteiler The Menagerie integriert wurden, auch wenn das oft behauptet wird. Mir sind folgende Kürzungen aufgefallen:
Pike sagt, er fühle sich unwohl mit einem weiblichen Yeoman auf der Brücke, worauf ihn Nummer Eins böse ansieht.
Als Pike in seinem Käfig aufwacht, sieht man zwei der anderen Gefangenen in ihren Zellen.
Bei der Einsatzbesprechung fehlen einige Sekunden, in welchen z.B. eine „Phantomzeichnung“ eines Talosianers zu sehen ist.
Bevor der Landetrupp in die Zentrale von Talos beamen will, sagt Spock auf dem Gang, woher er die Koordinaten hat.
Nachdem auch Yeoman Colt und Nummer Eins entführt wurden, übernimmt Spock das Kommando und will fliehen. Die Talosianer verhindern das, und zapfen außerdem die Schiffsdatenbank an. (Daher wissen die Talosianer später von der Abneigung der Menschen gegen Gefangenschaft.)
Am Ende fragt Yeoman Colt, wen Pike als Eva ausgewählt hätte, was ihr nur eine Rüge von Nummer Eins einbringt.
Im Gegensatz zur Classic-Serie wurde das Special, in dessen Rahmen Der Käfig ausgestrahlt wurde, in Berlin bei Arena-Synchron bearbeitet und nicht bei Beta-Film München, wie der Rest der Serie. Daher haben alle Darsteller andere Stimmen, auch Spock. Was im ersten Moment wirklich gewöhnungsbedürftig ist, war leider absolut notwendig. Herbert Weicker, Spocks üblicher Sprecher, klang bereits 1987 in Talos IV - Tabu deutlich älter als in den ersten Folgen von 1972, so dass seine Stimme nur schwerlich zu dem jungen Leonard Nimoy aus The Menagerie passte. Bis zur Synchronisation von The Cage (1991) waren noch mal Jahre vergangen, was eine Umbesetzung von Spock deutscher Stimme ohnehin unumgänglich gemacht hätte. Die Wahl fiel auf Norbert Gescher, dessen Stimme sehr gut zu Nimoys richtiger Stimme passt. (Böse Zungen behaupten allerdings, dass Arena-Synchron einfach nicht das Geld ausgeben wollte, um den Münchner Herbert Weicker nach Berlin zu holen...)
Während Pike in Talos so steif wie ein Nachrichtensprecher klingt, erscheint er in Der Käfig etwas jugendlicher.
Problematisch in der Berliner Synchronisation ist die Stimme des talosianischen Magistraten. Sie klingt zwar hübsch außerirdisch, aber eben weiblich. Und tatsächlich versucht uns die Synchronisation den Magistraten als Frau zu verkaufen. (VINA: „Sie meint es nicht böse!“). Der Magistrat ist aber im Original nun mal männlich. In der Münchner Version war die Rolle besser besetzt, wenn auch magistrate dort mit „Richter“ übersetzt wurde, was genauso richtig ist.
In der Titelmusik von Der Käfig wurden Geräusche aus dem Titel-Vorspann von Das nächste Jahrhundert dazugemischt, wohl um die schlechte Tonqualität des Originals auszugleichen. Dies dürfte jedoch bei der Ausstrahlung im US-Fernsehen auch so gewesen sein.
Synchronisation:
Die Dialoge von Der Käfig sind fast alle samt besser als die in Talos. Zum einen liegen sie näher am Original, zum anderen sind sie sprachlich ausgereifter. Vor allem Pike wurden in Talos arg gekünstelte Sätze in den Mund gelegt. So zum Beispiel:
PIKE (Talos): „Verstehe, Telepathie. Sie können meine Gedanken lesen, ich die Ihren.“ (statt: „...und ich Ihre.“)
PIKE (Talos): „Ich bin Ihnen nie zuvor begegnet, habe Sie mir nie vorgestellt.“ (statt: „... und habe Sie mir auch nie vorgestellt.“)
Wem das spitzfindig erscheint, möge versuchen, die Grammatik in diesem Satz zu verstehen:
SPOCK (Talos): „Wenn wir dort unten herumspionieren, könnten wir entdecken, dass ihre psychischen Kräfte so stark sind, dass sie sich nach dem Schiff nur hin zu denken brauchen, um es zu zerstören.“ (In Der Käfig sagt er statt dessen: „Wenn wir die dort unten zu sehr verärgern, bekommen wir vielleicht ihre ganze mentale Kraft zu spüren. Ich bin sicher, sie können dieses Schiff vernichten, als ob es eine Fliege wäre!“)
Oder vielleicht jener Satz:
TALOSIANER (Talos): „Eine falsche Denkungsweise (statt: Denkweise) wird bestraft, eine richtige Denkart wird ebenso schnell belohnt.“ (Der Käfig: „Falsches Denken wird von uns bestraft, richtiges Denken wird von uns sehr großzügig belohnt.“)
Am schlimmsten ist jedoch dies:
SPOCK (Talos): „Wenn unsere ganzen Berechnungen aufgrund dieser Werte auch Illusionen sind, könnte es sein, dass wir uns zu massivem Stein realisieren.“ (Der Käfig: „Wenn unsere Messungen und Anzeigen auch eine Illusion sind, könnten Sie innerhalb eines Felsblocks materialisiert werden.“)
Es gibt auch genügend Übersetzungen in Talos, die einfach falsch sind:
SPOCK (Talos): „Die Columbia verschwand vor zirka 18 Jahren aus dieser Galaxie.“ („She disappeared in that region approximtely 18 years ago.“ - Der Käfig: „Es verschwand vor 18 Jahren genau in dieser Gegend.“)
DR. BOYCE (Talos): „Ich sehe schon, wie Sie mit den grünen Tieren, die dort leben, einen blühenden Handel treiben.“ („You, an Orion-trader, dealing in green animal-woman slaves?“ - Der Käfig: „Sie, ein Orion-Händler, der mit grünen Sklavinnen, halb Frau, halb Tier, handelt?“)
TALOSIANER (Talos): „Seine Gedanken werden von dem Kampf um sein Leben beherrscht.“ („I read not strongly recent death struggle in which he’d fought to protect his life.“ - Der Käfig: „Ich erkenne, dass dieses Exemplar kürzlich einen Kampf auf Leben und Tod ausgefochten hat, um sein Leben zu schützen.“)
Grenzenlos geistreich ist auch folgende Erkenntnis:
PIKE (Talos): „Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen.“ („They were key to cause interference and attract our attention that way.“ - Der Käfig: „Diese Signale verursachten Störungen und so wurde man darauf aufmerksam.“)
Am Ende der Folge sagt der zweite Talosianer zum Magistraten (Talos): „Deren Methode, Akten aufzubewahren, ist simpel und zeitraubend. Würden Sie dem zustimmen?“ Die Originalfassung lautet: „[...] Are you prepared to assimilate?“ (Der Käfig: „Sind Sie bereit, zu assimilieren?“) Der Magistrat empfängt daraufhin telepathisch die Auswertung der Daten, die zuvor aus den Bibliotheksbänken der Enterprise abgezapft wurden, was man jedoch in Talos aufgrund der Übersetzung nicht versteht.
In der Szene, in der die beiden Talosianer das erste Mal vor Pikes Käfig stehen, spricht der „Richter“ in der Münchner Version plötzlich mit der Stimme des anderen Talosianers!
Als Spock in Talos der Enterprise die Entführung des Captains meldet, antwortet nicht Nummer Eins, wie in der Originalfassung und in Der Käfig, sondern wieder Klaus Kindler, der anscheinend gerade noch im Studio war (Er hatte bereits in der Rahmenhandlung die Lautsprecherstimme von Raumbasis 11 gesprochen).
Ein Fehler, den beide deutschen Versionen aufweisen, ist der Name des Arztes Boyce, der in der deutschen Fassung beide Male Royce genannt wird.
Auch in beiden Versionen unkorrekt ist diese Zeile: TALOSIANER (Talos): „Zuerst ein unbewusstes Beschützen, jetzt eins mit Anteilnahme.“ Klingt hölzern. In Der Käfig ist es etwas besser, ist aber immer noch falsch: „Zuerst zeigt er Beschützerinstinkt aus Emotion, jetzt aus Sympathie.“ Das Original lautet aber: „First an emotion of protectiveness, now one of sympathy.“ (ÜB: „Zuerst regt sich sein Beschützerinstinkt, jetzt entwickelt er Zuneigung.“) Okay, das war wieder spitzfindig....
An einigen Stellen weist jedoch die Berliner Synchronisation Schwächen auf, die in der Münchner Version nicht auftreten:
Zum Beispiel wird Rigel VII in Der Käfig „Reigel“ ausgesprochen, was sich furchtbar anhört. (Entweder „Reidschel“ wie im Englischen, oder „Riiiiiigel“ wie in Talos.)
Dann wird radio wave wie in so vielen Filmen mit „Radiowelle“ übersetzt. „Radio“ heißt jedoch schlicht und profan „Funk“. (In Talos ist von einem „Funkstrahl“ die Rede.)
Circuit heißt in Der Käfig (wie in vielen Folgen von Das nächste Jahrhundert, die auch Ulrich Johannson übersetzte) „Kreislauf“, was sich immer anhört, als habe jemand zu schwachen Blutdruck. Im technischen Bereich heißt circuit aber „Schaltkreis“. (In Talos kommt die Stelle nicht vor.)
Eine Stelle in Der Käfig ist total daneben. Als Pike und Vina in der verlassenen Burg sind, sagt Pike: „Kein Wunder, dass die Überlebende Vina heißt!“ („It is you! The one the survivors called Vina.“) In Talos heißt es richtig: „Sie sind es! Von den Überlebenden wurden Sie Vina genannt.“ Dies dürfte ein Fehler in der Continuity (à Glossar) gewesen sein, die vielleicht nur nach Gehör erstellt wurde. Man versteht Jeffrey Hunter an dieser Stelle nämlich sehr schlecht. Vermutlich hat der Verantwortliche verstanden: „No wonder, the survivor is called Vina“, was sich ähnlich anhört, aber keinen Sinn ergibt.
Der Wissenschaftler in dem Lager auf Talos gibt an (Der Käfig), er sei vom „amerikanischen Kometen-Institut“ (Originalfassung: „american continent institute“ - ÜB: „amerikanisches Kontinentalinstitut“). In Talos sagt der Mann einfach „Forschungsinstitut“.
Nicht falsch, jedoch ungewollt drollig, ist Pikes Erklärung in Der Käfig, als Nummer Eins den Phaser auf Überlastung einstellt: „Die Waffe baut eine Überladung auf, eine starke Kammer-Explosion.“ (Originalfassung: „a force chamber explosion“) Talos ist da etwas besser: „Eine Explosion in der Kammer.“
Abschließend sei noch erwähnt, dass Yeoman in Der Käfig (nach „Bootsmann“ und „Corporal“) nunmehr „Signalmeister“ heißt, was zwar erfunden ist, aber passt, da es, wie schon erwähnt, kein deutsches Pendant zu Yeoman gibt. In Talos fehlen fast alle Szenen mit Yeoman Colt, so dass ihr Rang nicht übersetzt wurde.
Gastauftritte bekannter Synchronsprecher:
Norbert Gescher ist der deutsche Sprecher von Richard Dreyfuss, Steve Martin oder auch von Mitch Pileggi (=Skinner) aus Akte X. Barbara Ratthey kenne sicher viele als die Stimme von Estelle Ghetty aus Golden Girls.