6. ICH HEISSE NOMAD

(37: The Changeling)

29. 9. 1967 (NBC), 1. 7. 1972 (ZDF)

 

Stimme Nomad: Vic Perrin (Klaus Kindler)

Singh: Blaisdell Makee (Michael Brennicke)

Dt. Bearbeitung: Til Kiwe

 

Nachdem die Enterprise entdeckt hat, dass im malurischen Sonnensystem alles Leben vernichtet wurde, wird das Schiff plötzlich von einem übermächtigen Gegner beschossen. Als Kirk Funkkontakt zu dem Angreifer aufnimmt, bricht dieser die Attacke ab und verlangt an Bord der Enterprise zu kommen. Der Unbekannte, ein hochintelligenter Roboter, stellt sich als „Nomad“ vor.  Seine Mission sei es, unvollkommene Lebensformen zu vernichten. Weil Nomad Captain Kirk mit seinem Erbauer Jackson Roykirk, einem irdischen Wissenschaftler, verwechselt, wurde die Enterprise von ihm verschont. Durch eine Gedankenverschmelzung mit dem Roboter erfährt Spock, dass Nomad eine Sonde war, die friedlich nach neuen Lebensformen suchen sollte. Dabei kollidierte sie mit einer außerirdischen Sonde, und vereinigte sich mit ihr, wodurch die Programmierung verändert wurde. Nun tötet Nomad alles Unvollkommene. Es gelingt Kirk, den Roboter zu überzeugen, dass er wegen seines Irrtums selbst unvollkommen sei, so dass dieser schließlich Selbstmord begeht.

 

Titel:

Der deutsche Titel ist zwar vertretbar, doch kommt der Satz in dieser Form kein einziges Mal vor.

Der Originaltitel (ÜB: „Der Wechselbalg“) bezieht sich auf das der Enterprise „untergeschobene Kind“ Nomad. Der Begriff wird sogar von Kirk erklärt!

 

Fehlende Szenen:

Abgesehen von einem unschön herausgeschnittenen Pausen-Fade-Out bei Nomads erstem Erscheinen läuft die Folge heute wieder ungekürzt. Von 1978 bis 1994 fehlten noch folgende Szenen:

 

Synchronisation:

Die deutsche Fassung hielt sich diesmal überraschend genau an das Original, was mit daran liegen dürfte, dass die Dialoge diesmal weder von G.G. Hoffmann noch von K.E. Ludwig stammen.

 

Nomads Stimme ist gut getroffen. Er spricht noch etwas abge­hackter als in der Originalfassung, was einer Computerstimme näher kommt. Das von ihm oft wiederholte „non sequitur“ (= logischer Fehlschluss) wurde dabei nicht in die deutsche Fassung übernommen.

 

Eine der besten Stellen der deutschen Fassung ist Spocks Gedankenverschmelzung mit Nomad. Herbert Weicker zieht hier als Synchronsprecher wirklich sämtliche Register und schafft es allein durch seine Stimme der Szene einen äußerst unheimlichen Charakter zu verleihen. Dies ist übrigens die erste deutsche Folge, in welcher die vulkanische Bewusstseinsverschmelzung gezeigt wird.

 

Leider singt Uhura nicht wie im Original das Lied Beyond Antares (es kommt zum Glück in der später von Sat.1 ge­sendeten Folge Kodos, der Henker [47] vor). Stattdessen summt sie unmotiviert vor sich hin.

 

Zahlen bereiteten aber auch diesmal wieder Probleme: In der deutschen Fassung erhöht Nomad die Effizienz der Triebwerke um 300% (Originalfassung: 57%), und während auf Nomad geschos­sen wird, befindet er sich auf 133.18 (Originalfassung: 123 ° mark 18).

 

Ein weiterer Fehler tritt auf, als man versucht mit Nomad Funkkontakt aufzunehmen. Uhura erkennt in der übermittelten Antwort das Symbol für „wiederholen“ (engl. „repeat“). Irgendwer muss die erste Silbe überhört haben, denn in der deutschen Version blieb von „repeat“ nur noch „pi“ übrig. Warum Kirk die Funknachricht ein zweites Mal sendet, versteht man daher in der deutschen Fassung nicht so recht.

 

Zum ersten Mal wird die United Federation of Planets er­wähnt, die in der deutschen Fassung diesmal „Interplanetarische Fö­deration" heißt.

 

Uhura sagt ihre klassische Zeile „Hailing frequen­cies are open“, was in dieser Folge mit „Signalfrequenzen frei“ übersetzt wird.

 

Darüber hinaus taucht zum ersten Mal der verzwickte Terminus „manual override“ auf, der immer wieder vorkommt. „Override“ bedeutet, dass ein Gerät oder ein laufender Vorgang von höherer Ebene aus blockiert wird. Man merkt, dass es schwer ist, dafür einen einheitlichen deutschen Ausdruck zu finden. Mal heißt es „System deaktivieren“, mal „auf Handschaltung gehen“ (so auch in dieser Episode), mal „Kontrolle blockieren/übersteuern“ Einmal ist sogar von „Globalsteuerung“ die Rede. Man sieht, dass diese Übersetzungsversuche alle nur in bestimmten Situationen den Sinn treffen. Mir persönlich gefällt „überbrücken“ ganz gut als Übersetzung, was sich in Das nächste Jahrhundert und in Raumschiff Voyager konsequent durchgesetzt hat.

 

Die antigrav units heißen in der Synchro „Antigravitonen“, was irreführenderweise auf Teilchen (wie z.B. Elektronen) hindeutet. Korrekt wäre AntigravEinheit.

 

Durch diese Episode entsteht außerdem ein Widerspruch zu Morgen ist gestern [1], wo für die Enterprise Sol 15 noch kein Problem war. Diesmal erklärt Scotty, Sol 10 sei nicht mehr möglich (was aber der Originalfassung entspricht).

 

Trotz dieser vergleichsweise unerheblichen Fehler geriet doch ein Synchrobug in die Folge:

SPOCK: „Die Informationen über Cmdr. Scott können jetzt mit Lichtgeschwindigkeit aus den Datenspeichern abge­zogen werden. Ich bitte, dies nicht zu schnell (!?!) zu tun.“ (Originalfassung: „... at the top speed of the computer.“ - ÜB: „... so schnell es der Computer zulässt.“)

 

Gastauftritte bekannter Synchronsprecher:

Nomad wurde von Klaus Kindler synchronisiert, der deutschen Stimme von Clint Eastwood. Auch er wird uns immer wieder begegnen. 

 

Videoversion:

Der deutsche Titel wird einfach unterhalb des englischen Titels eingeblendet, der hier nicht retuschiert wurde. Auf der deutsch/englischen Videokassette ist aus irgend einem Grund die vom amerikanischen Fernsehen gekürzte „Syndication“-Fassung gelandet. In der englischen Fassung fehlen zirka anderthalb Minuten, während die deutsche Version ungekürzt ist! Dafür ist wohl CIC England verantwortlich, von wo die englischen Fassungen geliefert wurden. Naja, einmal kann man sowas noch verschmerzen...