Die KINOFILME

 

Die Leinwandära von Kirk & Co begann in einer Zeit, die zumindest in Deutschland alles andere als reif für großes Sci-Fi-Kino war. Die Kritiker hatten deutliche Probleme damit, die Presse schrieb inkompetentes Geplapper und auch das Publikum hatte seine Zweifel, ob sich dieses „neue“ Genre denn tatsächlich dafür eignete seine Freizeit „sinnvoll“ zu verbringen. Selbst heute noch gibt es in Deutschland dieses seltsam arrogante Vorurteil gegenüber allem, was mit Vornamen Science Fiction oder Fantasy  heißt. Entweder wird es als Kinderkram abgetan oder man benutzt es gleich als Aufhänger für einen Rundumschlag gegen das moderne Unterhaltungskino, fast so, als wäre Unterhaltung etwas Schädliches. Allenfalls werden die Effekte gewürdigt, auf komplexe phantasievolle Stories kann oder will man sich meist nicht einlassen. 

 

Sprung ins Jahr 1977: Überall auf der Welt war George Lucas‘ Sci-Fi-Wunder Krieg der Sterne der Überraschungserfolg des Jahres. Obwohl die Kritiker natürlich auch diesen Film fast ausnahmslos verrissen hatten, so konnten sie dennoch nicht umhin, das sensationelle Einspielergebnis und die Begeisterung des Publikums zur Kenntnis zu nehmen. Durch diesen ersten Film der STAR WARS-Saga wurde praktisch der Weg für alle modernen SF-Filme geebnet, da Lucas bewiesen hatte, dass Science Fiction mehr sein kann, als die damals bekannten B-Filme mit Ed-Wood-Effekten und albernen Invasionsstorys über kleine grüne Männchen. Durch seinen Film erreichte Lucas auch diejenigen Zuschauer, die bis dato nicht mal wussten, wie ‚Science Fiction‘ geschrieben wird. Mithin setzte er eine Merchandising-Industrie in Gang, die bis heute ihres Gleichen sucht. Kurz und gut: Die Zeiten hatten sich geändert.

 

Natürlich wollte es jeder Studioboss Lucas gleichtun und auf der neuen Science-Fiction-Welle mitschwimmen. Dies führte letztlich dazu, dass auch Paramount, wo man seit mehreren Jahren mit Star Trek-Vater Gene Roddenberry über eine TV-Fortsetzung der alten Serie debattierte, gezwungen war umzudenken. „THINK BIG!“ hieß die neue Devise, und so wurde die STAR TREK-Auferstehung kurzerhand auf die große Leinwand verlegt. Das Endprodukt war, wie allseits bekannt sein dürfte, der damals teuerste Film aller Zeiten, der eine Mischung aus Klassentreffen der Stars und erdrückend langatmiger Effektshow bot. Selbst die eingefleischtesten Trekkies waren irgendwie unzufrieden.

Obwohl Star Trek - Der Film sogar in Deutschland groß beworben wurde, und sogar mit einigem Erfolg in den Kinos lief, hatten viele so ihre Schwierigkeiten damit. Einmal war in Deutschland fast nicht bekannt, dass der Film auf der Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE basierte. Viele Zuschauer hatten angesichts des Titels einen weiteren Film im Stil von Star Wars erwartet, und waren sichtlich enttäuscht, ‚den Typ mit den Ohren‘ zu sehen.

 

Leider machte auch die Presse immer wieder den Fehler, die STAR TREK-Filme mit STAR WARS zu vergleichen. Obwohl die Damen und Herren Rezensenten mit Science Fiction nach wie vor nichts am Hut hatten – Krieg der Sterne war ein Erfolg gewesen. So diente er fortan als „Messlatte“ für die deutlich schwächer besuchten Enterprise-Abenteuer, auch bei denjenigen Kritikern, die Lucas‘ Space-Opera nie etwas abgewinnen konnten. So wurde mehrfach behauptet, dass STAR TREK – Der Film einfach nicht das gewisse Etwas besäße, das STAR WARS so einzigartig gemacht habe.

Eine solche Argumentation entspricht einem Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Während sich STAR WARS nämlich darauf beschränkt eine Art Abenteuerfilm-Märchen zu erzählen, in dem sich eine Gruppe von Rebellen im Krieg gegen ein fieses Sternimperium befindet (weshalb der Film dann auch im Weltraum spielt), beruhen die STAR TREK-Filme auf einer 80-teiligen Fernseh(!)-Serie, in der es um die friedliche Erforschung des Weltalls geht. Allein diese Prämissen könnten unterschiedlicher nicht sein. (Natürlich bin ich mir dessen bewusst, dass Trekkies nichts lieber tun, als mit „Star-Warslern“ zu diskutieren, welche Saga nun die bessere sei. Aber dies ist wohl eine normale Begleiterscheinung, wenn zwei ähnlich geartete Fangruppen aufeinandertreffen. Es soll auch Menschen geben, die beides mögen!)

 

Die Star Trek-Filmreihe hatte also in Deutschland bei der Presse von Anfang an schlechte Karten, und so hielt sich auch das Interesse daran in Grenzen. Selbst als die Fortsetzungen liefen, die allesamt besser waren, als Star TREK – Der Film, riss die schlechte Berichterstattung nicht ab. Wenn man einmal nichts an der Handlung auszusetzen wusste, so ritt man auf dem Alter der Stars oder auf William Shatners Toupet herum.

 

Erst als der selbst ernannte STAR TREK-Sender Sat.1 die Rechte übernommen hatte, änderte sich so langsam das Image, das STAR TREK in der deutschen Öffentlichkeit hatte. Heute genießen die Filme auch bei uns Kultstatus. Auch hierzulande veranstalten viele Kinos inzwischen regelmäßig STAR TREK-Marathons, und das mit gewaltigem Erfolg. Inzwischen gehört Star Trek in Deutschland genauso zum Alltag wie in seiner amerikanischen Heimat und auch hier erscheinen regelmäßig neue, aufgemotzte Videoeditionen, damit auch der Fan in „Good Old Germany“ die Möglichkeit hat sich am Paramount-Merchandising zu beteiligen. 

 

STAR TREK – Der Film

(Star Trek – The Motion Picture)

USA 1979, Regie: Robert Wise

6. 12. 1979 (USA), 28. 3. 1980 (Deutschland)

 

Adm. Kirk:  William Shatner (Gert-Günther Hoffmann, neue Szenen: Klaus Sonnenschein)

Spock: Leonard Nimoy (Herbert Weicker, neue Szenen: Norbert Gescher)

Dr. McCoy: DeForest Kelley (Manfred Schott, neue Szenen: Bodo Wolf)

Scotty: James Doohan (K.E. Ludwig, neue Szenen: Kaspar Eichel)

Uhura: Nichelle Nichols (Rosemarie Kierstein, neue Szenen:  Regine Allbrecht)

Chekov: Walther Koenig (Elmar Wepper, neue Szenen: Stefan Staudinger)

Sulu: George Takei (Helmut Gauß, neue Szenen: dto.)

Ilia: Persis Khambatta (Alexandra Lange, neue Szenen: dto.)

Decker: Stephen Collins (Frank Glaubrecht, neue Szenen: Bernd Vollbrecht)

Schwester Chapel: Majel Barrett (Doris Gallart, neue Szenen: Helga Sasse)

Cmdr. Sonak: Jon Rashad Kamal (Norbert Gescher)

Cmdr. Branch: David Gautreaux (Hans-Jürgen Dittberner)

Helen (neue Szenen): Susanne Schmuckert

Ingenieur (neue Szenen): Thomas Schmuckert

Blonde Frau (neue Szenen): Lara Lamberti

Frau im weißen Anzug (neue Szenen): Manuela Brandenstein

Ensign (neue Szenen): Torsten Barthel

 

Dt. Bearbeitung: Berliner Synchron Wenzel Lüdecke (neue Szenen: EuroSync Berlin)

Dialogbuch: Jürgen Neu (neue Szenen: Dr. Harald Wolff / Lutz Dieckmann)

Dialogregie: Wolfgang Schick (neue Szenen: Dr. Harald Wolff)

 

Eine gigantische Energiewolke bewegt sich auf die Erde zu und zerstört alles, was sich ihr in den Weg stellt. Admiral Kirk kann erreichen, dass man ihm das Kommando über die Enterprise zurückgibt; Captain Decker, der das Schiff eigentlich hätte kommandieren sollen, wird kurzerhand degradiert. Nachdem Kirk seine alte Mannschaft komplett an Bord versammelt hat – einschließlich Spock und McCoy, die beide bereits aus dem aktiven Dienst ausgeschieden waren – erreicht das Schiff bald die todbringende Wolke. Nach der Abtastung durch einen Energiestrahl verschwindet plötzlich das Crewmitglied Ilia, um kurze Zeit später in Form eines Androiden zurückzukehren. Der Ilia-Android verkündet, er sei von „V’ger“ geschickt worden, um ihm bei der Suche nach seinem Schöpfer zu helfen. Den Schöpfer vermutet V’ger auf der Erde. Man begibt sich mit der Enterprise tief ins Innere der Wolke, wo man eine alte irdische Raumsonde namens Voyager 6 entdeckt, die vor langer Zeit in einem schwarzen Loch verschwand (V’ger ist nur die Kurzform von Voyager). Danach wurde sie offenbar von mechanischen Aliens gefunden und ihrem ursprünglichen Auftrag zufolge zur Erde zurückgeschickt. Kurz bevor V’ger alles Leben auf der Erde vernichten kann, gelingt es Kirk das uneinsichtige Wesen davon zu überzeugen, dass die Menschen höchstpersönlich seine Schöpfer sind. V’ger besteht darauf, sich mit seinem Schöpfer zu vereinigen, wofür Decker sich freiwillig meldet, um wieder mit seiner Jugendliebe Ilia vereint zu sein. Gemeinsam steigen die beiden zu einer höheren Lebensform auf und die Enterprise reist neuen Abenteuern entgegen.

 

Synchronisation:

Die deutsche Synchro ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen war man beim Verleih so schlau, den Großteil der bekannten Rollen wieder mit den Sprechern der ZDF-Episoden zu besetzen, obwohl die Synchronisation nicht in München, sondern in Berlin stattfand. Lediglich Sulu hatte eine andere Stimme erhalten. Sogar Wolfgang Schick, der bei den meisten TV-Folgen Dialogregie geführt hatte, wurde nach Berlin eingeflogen. Kontinuität war also durchaus kein Fremdwort.

 

Was auffällt ist, dass auf jede Form von Blödsinn, wie man ihn von der TV-Synchro her gewöhnt war, verzichtet wurde. Statt dessen gerieten die Dialoge in der deutschen Fassung überaus ernst – fast ernster als in der Originalversion. Besonders Kirk wirkt an manchen Stellen schon beinahe unsympathisch, wie etwa in den Szenen mit  Decker.

 

In diesem Film werden die bisher als Soltriebwerke bezeichneten Schiffsmotoren erstmals originalgetreu Warptriebwerke genannt. Den vertrauten Ausdruck „Computerlogbuch der Enterprise“ behielt man bei.

 

Ansonsten enthält die deutsche Synchro leider ein paar unübersehbare Schwächen.

 

Es beginnt mit dem Gespräch zwischen Scotty und Kirk in der Transportkapsel:

SCOTTY: „Die Triebwerke sind noch nicht auf volle Warpgeschwindigkeit getestet worden, und Sie, Captain, haben noch keine Erfahrung mit dem Schiff.“

KIRK: „Durch die zweieinhalb Jahre in der Einsatzplanung bin ich vielleicht etwas aus der Übung gekommen, aber so ganz unerfahren bin ich eigentlich nicht.“

Und auf Scottys verständnislosen Blick hin fügt er hinzu: „Sie haben mir das Kommando zurückgegeben!“

Wieso tut Scotty erst so, als wüsste er von Kirks Wiederernennung zum Kommandanten, und ist dann derartig überrascht, als Kirk es ihm erzählt?

Im Original sagt Scotty:

„The engines aren‘t even tested at warp power and [we’ve got] an untried ship captain.“

Die wörtliche Übersetzung lautet hier: „...und der Captain ist noch unerfahren.“ Damit ist nicht Kirk gemeint sondern Will Decker. Und schon ergibt Kirks Antwort einen Sinn.

 

Eine nicht wirklich falsche, aber völlig inkompetent wirkende, da unpräzise Meldung macht Commander Branch von Epsilon 9: „Enterprise! Die Wolke ist mit Sicherheit ein bestimmtes Kraftfeld aus irgendeinem Stoff.“

Das Original begnügt sich hier mit der Aussage: „The cloud is definitely a power field of some kind.“ (ÜB: „Die Wolke ist eindeutig eine Art von Kraftfeld.“)

 

Ein immer wieder gern genommener Fehler (vgl. Miri, ein Kleinling [46], Falsche Paradiese [55], Der Käfig [48ff]) taucht an anderer Stelle auf:

SPOCK: „Ein einfacher binärer Code. Ein wellenförmiges Trägermedium überträgt ihn. Radio!“

KIRK: „Radio?“

Dieses „Radio“, mein lieber Captain, heißt in Deutschland einfach nur „Funksignal“!

 

Als man V’ger gegenübersteht, spekuliert Kirk: „An einem entfernten Punkt der Galaxis muss sie rausgekommen sein und geriet dann in ein Gravitationsfeld des Maschinenplaneten. [...] Auf seiner Reise zurück hat er unglaubliches Wissen gesammelt. Er gelangte zu einem eigenen Bewusstsein!“

Mal abgesehen davon, dass ein Planet schlecht mehrere Gravitationsfelder besitzen kann, wechselt Kirk auch noch das Geschlechtswort für V’ger!

 

Mit dem Militärjargon gab es auch zuweilen Probleme – aber das war man bereits von der Fernsehserie her gewohnt. So wird mehrmals auf die Frage: „Erlaubnis an Bord zu kommen?“ mit „Gestattet“, statt richtig mit „Erlaubnis erteilt“ geantwortet.

Kommandos wie „Kontrolldüsen auf Station halten!“ klingen zwar mordswichtig, ergeben aber keinen Sinn. Gemeint ist „Kontrolldüsen bereit halten!“, und hätte man nicht stur wortwörtlich aus dem Englischen übersetzt, wäre das dem Verantwortlichen auch aufgefallen.

Als besonders inkompetent erweist sich die Übersetzung von „Delay that order!“ (ÜB: „Kommando zurück!“) mit „Belege Notleistung!“

Ebenfalls hier einzureihen ist Ilias Meldung nach dem Durchflug des Wurmlochs: „Berechne neuen Intercept-Kurs.“ Damit ist das englische „intercept course” gemeint, was nichts anderes als Abfangkurs bedeutet.  „Interceptkurs“ – hier auch noch penetrant deutsch ausgesprochen – ist ein überflüssiger Anglizismus.

Decker wird in der Synchro mehrmals „Leitender Offizier“ genannt. Im Original heißt es „Exec“, was eine Abkürzung für Executive Officer ist. Das ist aber nur eine andere Bezeichnung für den Ersten Offizier. (Leitender Offizier wäre vielmehr eine Übersetzung für senior officer, wovon es mehr als einen gibt.)

 

Der Übersetzungscomputer der Raumstation Epsilon 9 ist in der deutschen Fassung nur schwer als solcher erkennbar, da er anders als im Original mit einer gewöhnlichen Frauenstimme spricht.

 

Die Nachricht, dass im Frachtraum 6 eine Transportkapsel zur Verfügung steht, wird im Original ebenfalls von einem Computer gemeldet. In der Synchro ist es eine ganz normale Männerstimme.

 

Bei der Meldung, dass die Vorbereitung zur Torpedoaufnahme läuft, hört man in der Synchro Scottys Stimme; im Original ist es Chekov.

 

Ein weiteres Manko der deutschen Version ist, dass die Untertitel der Klingonenszenen englisch belassen wurden, was man noch hinnehmen könnte, da es sich nur um kurze Kommandos handelt. Dann aber entblödete man sich nicht, dem Zuschauer die komplette dreiminütige Szene auf Vulkan, in der ja vulkanisch geredet wird, ohne Untertitel vorzusetzen! Erst für eine spätere Videoversion machte man sich die Mühe, beide Szenen deutsch zu untertiteln (allerdings wurde aus dem berühmten Gruß „Live long and prosper!“ hierbei ein neutrales „Leb wohl!“)

 

Sonstige Änderungen:

 

Videoversion:

STAR TREK – The Motion Picture entstand nach einem Drehbuch, das ursprünglich zum Pilotfilm (vgl. Glossar) eines TV-Projekts geschrieben wurde. Man arbeitete während der gesamten 70er-Jahre an einer Fortsetzung der Classic-Serie, die den Titel „STAR TREK - Phase II“ tragen sollte. Diese Geschichte, die den Titel „In Thy Image“ (ÜB: „Nach deinem Ebenbild“) trug, gehörte zu den Dingen, die bereits Form angenommen hatten. Mit zum bereits fertigen Konzept dieser nie realisierten Serie gehörten Decker und Ilia, sowie der Vulkanier Xon, der Spock hätte ersetzen sollen.

Erst Regisseur Robert Wise gelang es, den ausgestiegenen Leonard Nimoy zurückzuholen. Man drehte dennoch fast die gleiche Geschichte, mit dem Unterschied, dass Decker und Ilia sich am Ende in Energie verwandelten, und dass Xon wieder durch Spock ersetzt wurde. Kein Wunder also, dass STAR TREK – The Motion Picture oft wie ein typischer Pilotfilm wirkt, in dem Charaktere eingeführt und Konflikte geschürt werden, um Stoff für künftige Folgen zu liefern.

Noch besser ist diese TV-Dramaturgie in der neu geschnittenen Langfassung des Films zu erkennen, die für das US-Fernsehen erstellt wurde. Die rund 15 zusätzlichen Minuten enthalten hauptsächlich Dialoge, so dass die schwülstige Effektszenen-Dramatik der Kinoversion merklich aufgelockert wird. Da von der Langfassung nur eine Pan/Scan-Vollbildversion existiert, erinnert fast nichts davon mehr an einen Kinofilm. Allerdings bekommt man dafür einige sehr interessante zusätzliche Szenen zu sehen, die ich hier zusammengestellt habe:

Lange Zeit existierte von dieser Langfassung nur die Originalversion, bis man sich bei CIC-Video 1998 entschied auch davon eine deutsche Synchronisation erstellen zu lassen. Schließlich hatte man bei den TV-Episoden Weltraumfieber/Pon Farr [34] und Metamorphose [30] einige Erfahrung gesammelt und schon da standen nicht mehr alle Synchronsprecher der Urfassung zur Verfügung. Doch im Fall von STAR TREK - The Motion Picture erwies sich dieses Vorhaben als ungleich komplizierter.

 

Bei der Bestandsaufnahme stellte sich nämlich heraus, dass einige Szenen der Langfassung zwar in der Kinoversion existierten, jedoch an anderer Stelle. Schlimmer noch: Die Hintergrundmusiken gleicher Szenen wichen teilweise voneinander ab, während es sich bei anderen Stellen, die vermeintlich in der Kinoversion enthalten waren, in Wahrheit um alternative Takes derselben Szene handelte.

 

Da Paramount weder Musik- noch Geräuschbänder liefern konnte, war man gezwungen im englischen Original nach freiliegenden Musikpassagen zu suchen, die stilistisch den fehlenden Musikteilen entsprachen. Ebenso wurde das sonore Summen der Enterprise heraus gesampelt und unter die neu zu bearbeitenden Szenen gemischt.

 

Dann stand ein äußerst undankbarer Job auf dem Programm: Die Auswahl von geeigneten Synchronsprechern, die sich möglichst wenig von den Sprechern der übrigen Szenen abheben sollten. Inzwischen waren leider fast alle Synchronsprecher der Urfassung verstorben, so dass man sich folglich nach Ersatz umsehen musste, wohl wissend, dass die Fans in puncto Stimmenwechsel keinen Spaß verstehen.

 

Es mag etwas verwundern, dass man für Kirk und McCoy nicht einfach dieselben Sprecher wie in den nachsynchronisierten TV-Folgen Weltraumfieber/Pon Farr [34] und Metamorphose [30] heranzog, obwohl es doch in STAR TREK - Der Film wieder die „Ursprecher“ Gert-Günther Hoffmann und Manfred Schott zu doubeln galt.

Einerseits klangen Hoffmann und Schott im Film merklich älter als in der TV-Serie. Immerhin lagen acht Jahre zwischen der Synchronisation der Fernsehserie (1972) und der des Kinofilms (1980).

Andererseits laufen Spielfilme im Fernsehen und auf Video 4% schneller als im Kino, was die Tonhöhe der Dialoge zusätzlich verändert. Der Unterschied zu den bestehenden Dialogen wäre somit viel größer gewesen als bei den oben genannten TV-Folgen. Man entschied sich daher, abermals nach neuen Sprechern zu suchen, die auch dem Alter der Charaktere im Film besser entsprachen.

 

CIC hatte den aus werbetechnischer Sicht genialen Einfall, eine Agentur mit der Suche nach passenden Synchronsprechern zu beauftragen. In Zusammenarbeit mit Sat.1, VIVA 2, TV-Spielfilm, der Zeitschrift Cinema und zahlreichen Radiostationen bat man die Fans um Stimmproben für die Enterprise-Crew. Die Resonanz war zwar phänomenal, doch zeigte sich in der Praxis bald, dass der Großteil der Kandidaten mit der handwerklichen Seite des Synchronsprechens nicht zu Rande kam. Gerade mal eine Rolle, die in der Kinoversion ohnehin nicht vorkam, wurde am Ende mit einem Laien besetzt, nämlich die eines Ensigns. Alle anderen Parts wurden von professionellen Synchronsprechern übernommen.

 

Da man wohl nie einen Sprecher finden wird, der Gert-Günther-Hoffmann oder Herbert Weicker genau gleicht, war der Hauptaugenmerk des Voice Castings diesmal auf ein anderes Kriterium gerichtet: Man recherchierte, von wem Shatner oder Nimoy bisher sonst noch gesprochen wurden, und stieß dabei auf Klaus Sonnenschein, der Kirk bereits in STAR TREK II und STAR TREK III synchronisiert hatte. Im direkten Vergleich klingt er zwar tiefer und rauchiger als Gert-Günther Hoffmann, doch immerhin hat man es bei ihm mit einer ebenfalls  bekannten Kirk-Stimme zu tun.

 

Für Spock griff man zum zweiten Mal auf Norbert Gescher zurück. Auch er war bereits einmal in die Rolle des Vulkaniers geschlüpft, nämlich in der Pilotfolge Der Käfig [48ff]. Auch seine Stimme ist gewöhnungsbedürftig, doch trifft sie genau Nimoys Typ (sogar besser als das Original von Herbert Weicker). Bei einigen seiner Dialoge veränderte man im Nachhinein noch die Tonhöhe, um die Unterschiede noch etwas auszugleichen. Der Bruch zwischen alt und neu hält sich in Grenzen. Kurios ist, dass Norbert Gescher bereits eine Rolle der Kinoversion gesprochen hat, nämlich Commander Sonak (auch ein Vulkanier). Da dieser jedoch nur einen kurzen Auftritt hat, fällt dies nicht auf.

 

Gleichsam unmöglich war es wohl, ein Pendant für Scotty-Sprecher K.E. Ludwig zu finden. Kaspar Eichel gibt sich zwar alle Mühe, doch auch ihm gelingt es nie ganz, die Illusion aufrecht zu erhalten.

 

Verglichen damit ist Bodo Wolf geradezu traumhaft als Pille. Obwohl er mehrmals nur einzelne Teile eines bestehendes Dialogs ergänzen musste, sind die Wechsel zwischen ihm und Manfred Schott kaum zu erkennen.

 

Die Sprecher von Decker und Chekov aus der Urfassung standen zwar noch zur Verfügung, doch mussten sowohl Frank Glaubrecht, als auch Elmar Wepper aus Termingründen absagen. In Bernd Vollbrecht und Stefan Staudinger fanden aber auch diese einen brauchbaren Ersatz.

 

Lediglich Lt. Sulu und Lt. Ilia behielten die Stimmen aus der Kinoversion, die natürlich inzwischen zwanzig Jahre gealtert waren.

 

Abschließend kann man sagen, dass das Synchronstudio hervorragende handwerkliche Arbeit geleistet hat. Trotz der unüberhörbaren Stimmenwechsel fallen die Übergänge kaum auf und die neuen Szenen fügen sich perfekt ins vorhandene Material ein. Schade nur, dass man nicht schon früher auf die Idee kam, die Langfassung zu synchronisieren, als die alten Synchronsprecher noch am Leben waren.

 

DVD-VERSION:

Die DVD dieses Films enthält eine sogenannte "Director's Edition". Es handelt sich um eine verlängerte, technisch verbesserte Version der Kinofassung, die jedoch nicht mit der TV-Version identisch ist. Die deutsche Fassung konnte aus Kinosynchro und TV-Nachsynchro zusammengestellt werden.

 

Gastauftritte bekannter Synchronsprecher:

Klaus Sonnenschein ist die Synchronstimme von Gene Hackman und Morgan Freeman. Frank Glaubrecht synchronisiert Pierce Brosnan und Kevin Costner. Bodo Wolf spricht „Odo“ in Deep Space Nine. Bernd Vollbrecht war „Geordi LaForge“ in Star Trek VIII und IX, und Stefan Staudinger glänzt in Raumschiff Voyager als deutsche Stimme des „Holodocs“.