STAR TREK VI – Das unentdeckte Land

(Star Trek VI – The Undiscovered Country)

USA 1991, Regie: Nicholas Meyer

13. 12. 1991 (USA), 5. 3. 1992 (Deutschland)

 

Cpt. Kirk:  William Shatner (Gert-Günther Hoffmann)

Cpt. Spock: Leonard Nimoy (Herbert Weicker, neue Szenen: Norbert Gescher)

Dr. McCoy: DeForest Kelley (Randolf Kronberg)

Scotty: James Doohan (K.E. Ludwig, neue Szenen: Kaspar Eichel)

Uhura: Nichelle Nichols (Ilona Grandke)

Chekov: Walther Koenig (Elmar Wepper)

Cpt. Sulu: George Takei (Fred Klaus)

Lt. Valeris: Kim Cattrall (Katharina Lopinski, neue Szenen: Maud Ackermann)

Kanzler Gorkon: David Warner (Paul Bürks)

Azetbur: Rosana De Soto (Kerstin de Ahna)

General Chang: Christopher Plummer (Klaus Guth)

Martia: Iman (Sabina Trooger)

Präsident: Kurtwood Smith (Niels Clausnitzer, neue Szenen: Bodo Wolf)

Stabschef Bill: Leon Russom (Peter Musäus, neue Szenen: Erich Räuker)

Adm. Cartwright: Brock Peters (Thomas Rau, neue Szenen: Michael Telloke)

Klingon. Botschafter: John Schuck (Jochen Striebeck)

Sarek: Mark Lenard (Leo Bardischewski)

Botschafter Nanclus: Darryl Henriques (Christian Claaszen, neue Szenen: Detlef Bierstedt)

Colonel West (neue Szenen): René Auberjonois (Hans-Werner Bussinger)

Kerla: Paul Rossilli (Manfred Erdmann)

Richter: Robert Easton (Gerd Potyka)

Worf: Michael Dorn (Ulf Söhmisch, neue Szenen: Michael Telloke)

Lagerleiter: W. Morgan Sheppard (Hartmut Neugebauer)

Janice Rand: Grace Lee Whitney (Barbara Witow)

Steuermann Lojur: Boris Lee Krutonog (Ulf Wagner)

Dimitri Valtane: Jeremy Roberts  (Christoph Jablonka)

Kommunikationsoffzier: Christian Slater (Philipp Moog) 

 

Dt. Bearbeitung: Cine-Adaption München (neue Szenen: EuroSync Berlin)

Übersetzung: Claudia Walter und das STANDBY-Team

Dialogbuch: K.E. Ludwig und Claudia Walter (neue Szenen: Dr. Harald Wolff / Lutz Dieckmann)

Dialogregie: K.E. Ludwig (neue Szenen: Dr. Harald Wolff)

Die U.S.S. Excelsior unter dem Kommando von Captain Sulu wird Zeuge, wie der Mond Praxis explodiert, auf dem sich die Hauptenergieversorgung der klingonischen Heimatwelt befand. Da das Klingonenimperium auf solch einen Fall nicht vorbereitet ist, prognostiziert die Föderation seinen baldigen Untergang. Vertreter beider Mächte erkennen die Zeichen der Zeit und nehmen Friedensverhandlungen auf. Die Enterprise soll dem Schiff des klingonischen Kanzlers Gorkon entgegenfliegen und es zur Erde eskortieren. Trotz der Skepsis auf beiden Seiten erweist sich Gorkon als vertrauenswürdig. Nach einem Staatsdinner jedoch kommt es zu einem fatalen Zwischenfall: Während die Enterprise plötzlich auf das Klingonenschiff feuert, wird Gorkon von zwei unbekannten Attentätern ermordet. Gorkons Stabschef Chang lässt Kirk und McCoy verhaften, die eigentlich nur deshalb an Bord gekommen sind, um dem Kanzler zu helfen. In einem Schauprozess werden beide zu lebenslanger Arbeit auf dem Eisplaneten Rura Penthe verurteilt. Dort lernen sie die attraktive Chamäleonidin Martia kennen, die ihnen scheinbar zur Flucht verhelfen will. In Wahrheit laufen sie jedoch ein paar Klingonen in die Arme, welche die beiden aus dem Weg schaffen wollen. Im letzten Moment werden er und McCoy von Spock geortet, der den beiden mit der Enterprise gefolgt ist, und an Bord geholt. Spock hat inzwischen herausgefunden, dass das Schiff des Kanzlers aus einem klingonischen Tarnfeld heraus beschossen wurde und Gorkons Mörder zur Crew der Enterprise gehören. Ein Verhör kann nicht stattfinden, da die beiden Männer ebenfalls ermordet werden. Zu Spocks Leidwesen erweist sich sein Protegé Valeris als die Täterin, die gemeinsam mit Angehörigen der Föderation und ein paar Klingonen, zu denen auch Chang gehört, den Friedensprozess sabotieren wollte. Man erfährt von einem weiteren geplanten Attentat – diesmal auf den Präsidenten der Föderation, der in wenigen Stunden auf einem Friedensgipfel sprechen wird. Von Chang in einem getarnten Klingonenschiff verfolgt, eilt Kirk zum Austragungsort der Konferenz. Nachdem Changs Schiff mit Hilfe der Excelsior, die ebenfalls zur Konferenz unterwegs ist, zerstört wurde, gelingt es Kirk in letzter Sekunde den Präsidenten zu retten und die übrigen Verschwörer festnehmen zu lassen.

 

Synchronisation:

Der Abschlussfilm der Classic-Ära wurde routiniert synchronisiert und somit kann man auch kaum etwas daran aussetzen. Die Sprecher der Hauptdarsteller sind die gleichen wie in den beiden Vorgängern, bis auf Sulu, der hier wieder seine bekannte TV-Stimme hat. Die Continuity wurde wieder von STANDBY übersetzt, das Dialogbuch stammte von K.E. „Scotty“ Ludwig, der ja inzwischen weiß Gott genug Erfahrung mit STAR TREK hatte.

 

Um Titelvergewaltigungen a là „Am Rande des Universums“ zu verhindern, bat Claudia Walter vom STANDBY-Team frühzeitig darum, dass der Originaltitel Shakespeare-getreu mit „Das unentdeckte Land“ übersetzt wurde.

 

Kritisieren könnte man vielleicht, dass bei der Szene zu Beginn, als die Schockwelle auf die Excelsior zu rast, etwas Dramatik verloren ging. In der Synchronisation sagt Sulu – scheinbar total souverän, fast ruhig: „Schutzschilde aktivieren.“ Im Original sagt Sulu „Shields! Shields!“ und man hört regelrecht das Entsetzen in seiner Stimme.

 

An einer anderen Stelle geht auch etwas von der Originalatmosphäre verloren. Als Spock und der Rest der Brückencrew das Attentat auf die Kronos 1 rekonstruiert, sagt Chekov: „Einen Neutronenanstieg von diesem Umfang kann nur ein anderes Schiff verursacht haben.“ Dabei wird er im Original immer langsamer und leiser, da ihm gerade klar wird, dass er auf die richtige Lösung gekommen ist. Leider ist in der Synchro davon nichts mehr zu merken.

 

In einer Szene zitiert Spock das Leitmotto des berühmten Detektiven Sherlock Holmes, wobei er sich im Original 1:1 an Conan Doyles Wortlaut hält: „If you eliminate the impossible, whatever else remains, however improbable, must be the truth.“ (ÜB: „Lässt man das Unmögliche außer Acht, so muss das, was dann noch bleibt, die Wahrheit sein, und sei es noch so unwahrscheinlich.“)

In der deutschen Fassung übersetze man dies ein wenig freier: „Man muss erst einmal das Unmögliche abgrenzen. In dem, was dann noch da ist, und sei es noch so unwahrscheinlich, muss die Wahrheit stecken.“

 

Oh – und einen echten Synchrobug gibt es in der Stabskonferenz. Auf die Frage, ob man etwa die Raumflotte stillegen wolle, antwortet der Stabschef: „I’m sure that our exploration and scientific programs would be unaffected!“ (ÜB: „Ich bin sicher, dass unsere Forschungs- und Wissenschaftsprogramme davon unberührt bleiben.“)

In der Synchro lautet der Satz jedoch: „Ich bin sicher, dass das auf unsere Forschungs- und Wissenschaftsprogramme Einfluss haben wird.“

 

Die Szene, in der Uhura klingonisch reden muss, ist in der deutschen Fassung ebenso witzig geraten.

Hier das Original:

„We am thy freighter Ursva. We is condemning food, things and supplies.“

Die deutsche Fassung untertitelt Uhuras Gestottere folgendermaßen:

„Wir sein euer Frachter Ursva. Wir tun beschlagnahmen Essen, Sachen und Vorräte.“

In der Synchro hört man übrigens Uhuras Originalstimme.

 

Martia, die Chamäleonidin, ist ein shape shifter, genau wie Odo aus Deep Space 9. Dort lautet die Übersetzung korrekt „Formwandler“. Hier spricht Kirk etwas vage von einem „Wechselwesen“.

 

Kirks Kursbefehl am Ende des Films stammt aus Peter Pan: „Second star to the right and straight on to the morning!“ (ÜB: „Der zweite Stern von rechts und dann gerade aus bis zum Morgen.“) In der Kindererzählung führt dieser Weg direkt ins „Nimmerland“, wo Peter Pan seine ewige Kindheit verbringt. Die Synchro übersetzte das Zitat etwas technischer: „Der zweite Stern von rechts. Bis zum Morgengrauen direkter Kurs.“

 

David Warner, der bereits in STAR TREK V zu sehen war, hat hier eine andere Stimme, nämlich Paul Bürks, der in der Folge Meister der Sklaven [65] als Galt zu hören war.

Für Christopher Plummer wurde auf Wunsch von Claudia Walter Klaus Guth verpflichtet, der in STAR TREK schon mehrfach dabei war. In der Rolle des Klingonen Chang zieht er wirklich alle Register. Er spricht mit einem solch süffisant-fiesen Unterton, dass er einem das Wasser in die Augen treibt.

Der klingonische Botschafter (gespielt von John Schuck) wird wie in STAR TREK IV von Jochen Striebeck synchronisiert.

General Worf, der Kirk und McCoy verteidigt, wird genau wie sein Namensvetter aus Das nächste Jahrhundert (der, wie der Trekkie weiß, sein Urenkel sein soll) von Michael Dorn gespielt. Deshalb hätte man eigentlich auch seinen üblichen Synchronsprecher Raimund Krone verpflichten müssen. So aber erkennt man ihn in der deutschen Fassung kaum.

 

Videoversion:

Während die Langfassung von STAR TREK – Der Film nur für eine TV-Ausstrahlung erstellt wurde, war STAR TREK VI in der englischsprachigen Videoveröffentlichung von Beginn an vier Minuten länger als die Kinofassung.

 

Obwohl diese zusätzlichen Szenen ebenfalls synchronisiert worden waren, erschien in Deutschland zuerst nur die Kinoversion auf Video. Erst im Sommer 1999 entschloss sich die Firma CIC auch in Deutschland die Langfassung des Films zu veröffentlichen. Leider waren die Synchronbänder inzwischen nicht mehr auffindbar und so musste wohl oder übel eine neue Fassung erstellt werden. Das ist um so ärgerlicher, da natürlich in der ursprünglichen Fassung noch die richtigen Sprecher vertreten waren, die nun aber nicht mehr zur Verfügung standen. Es ging also das selbe Spiel los wie bei STAR TREK – Der Film, mit dem Unterschied, dass hier nur vier Minuten nachsynchronisiert werden mussten:

 

 

Besonders die dritte Szene zeigt die Verschwörung in einem völlig anderen Licht. Die Menschen wollten den Mord an ihrem Präsidenten den Klingonen in die Schuhe schieben!

Man bemerkt übrigens auch in der Kinoversion, dass der Attentäter kein Klingone sein kann, da er gewöhnliches rotes Blut hat. Wie uns der Film aber mehrfach gezeigt hat, ist das Blut der Klingonen neon-pink.

 

In eben dieser Szene passierte übrigens ein weiterer Synchrobug: Wie schon erwähnt ist es Worf, der feststellt, dass der Attentäter kein Klingonenblut hat. Auf deutsch ist es die Stimme von Admiral Cartwright, der gerade am anderen Ende des Saales von Sulu verhaftet wurde. Da der Satz aus dem Off (vgl. Glossar) kommt, fällt dies aber nicht besonders auf, zumal auch Admiral Cartwright in den zusätzlichen Szenen eine andere Stimme erhalten hat.

 

Womit wir beim Thema Voice Casting wären: Die neuen Szenen wurden wie bei der Langfassung von STAR TREK – Der Film von EuroSync Berlin synchronisiert, so dass man logischerweise auf die gleichen Sprecher zurückgriff. Von den Hauptdarstellern hatten ohnehin nur Spock und Scotty neuen Text, der Rest der neuen Dialoge fiel Nebendarstellern zu, bei welchen der Stimmenwechsel kaum auffällt.

Lediglich bei der Rolle des Föderationspräsidenten, bei dem sich mitten in einer Szene die Stimme ändert, ärgert es, dass man nicht den alten Sprecher Niels Clausnitzer, sondern Bodo Wolf dafür verpflichtet hat, der in Deep Space 9 als Odo bekannt ist.

Hinzu kommt noch, dass der Schauspieler von Odo, René Auberjonois, in derselben Szene als Colonel West zu sehen ist! Da wäre es doch naheliegend gewesen, ihn von Bodo Wolf synchronisieren zu lassen, aber soweit dachte wohl niemand.

 

Interessant sind die unterschiedlichen Versionen des Gesprächs zwischen Colonel West und dem Präsidenten:

 

[Originalfassung:]

WEST: „We prepared ‚operation retrieve‘ based on the rising danger of terrorism between the Klingon empire and the Federation. [...]  - PRÄSIDENT: „Yes, but suppose you precipitate a full scale war.“ - WEST: „Then quite frankly, Mr. President, we can clean their chronometers.“

[Alte Fassung von STANDBY:]

WEST: „Wir haben ‚Operation Rettung‘ vorbereitet, auf der Grundlage einer zunehmenden terroristischen Gefahr zwischen dem klingonischen Imperium und der Föderation.” - PRÄSIDENT: „Ja, ja, aber angenommen, Sie verursachen dadurch einen ausgewachsenen Krieg?“ - WEST: „Dann, offen gesagt, Mister President, schicken wir sie zurück in die Steinzeit.“

[Von CIC veröffentlichte Neufassung:]

WEST: „Wir haben eine Befreiungsoperation vorbereitet. Basierend auf der ständig steigenden Bedrohung durch die Klingonen dürfte das sicher kaum verwundern. [...]- PRÄSIDENT: „Ja, aber angenommen, Sie beschwören damit einen Krieg herauf?“ - WEST: „Dann, Mr. President, dürfte die Ära der Klingonen beendet sein.“

 

Es fällt besonders die letzte Zeile auf, die wörtlich übersetzt lautet: „Dann können wir ihre Uhren sauber machen.“ Beide deutsche Fassungen sind sehr freie, aber absolut gelungene Übersetzungen.

 

Insgesamt profitiert der Film eindeutig durch die zusätzlichen Szenen und es war richtig, sie schließlich auch dem deutschen Publikum zugänglich zu machen.

 

Gastauftritte bekannter Synchronsprecher:

Sabina Trooger lieh ihre Stimme Geena Davis in Tödliche Weihnachten und Die Piratenbraut. Michael Telloke ist die deutsche Stimme von Lance Henriksen in der TV-Serie Millennium. Pilipp Moog spricht außer Christian Slater noch Ewan McGregor. Hartmut Neugebauer ist ein weiterer Sprecher von Gene Hackman. Detlef Bierstedt kennt jeder Trekkie als „Commander Riker“, genauso wie Hans-Werner Bussinger, der als „Q“ bekannt ist.

 

STAR TREK VI - Das unentdeckte Land war der letzte Film der Classic-Ära und somit endet auch dieses Buch hier. Kirk, Scotty und Chekov hatten noch einen Auftritt im darauffolgenden Film STAR TREK – Treffen der Generationen, doch im Hauptteil dieses Films war bereits die Crew aus RAUMSCHIFF ENTERPRISE - Das nächste Jahrhundert zu sehen.

 

Zum Abschluss sei hier noch der Epilog dieses sechsten und abschließenden Films zitiert, der eine weitere Abwandlung des Originalprologs der TV-Serie darstellte, und auf wunderbare Weise – in der deutschen wie in der Originalfassung – manifestierte, dass STAR TREK auch weiterhin existieren würde.

 

„This ship and her history will shortly become the care of another crew. To them and their posterity we will commit our future. They will continue the voyages we have begun and journey to all the undiscovered countries, boldly going where no man – where no one has gone before.”

*

„Dieses Schiff und seine Geschichte werden bald in die Obhut einer anderen Mannschaft übergehen. Ihnen und ihren Nachkommen vertrauen wir unsere Zukunft an. Sie werden die Reisen fortsetzen, die wir begonnen haben und mutig zu all den unentdeckten Ländern vorstoßen, wo noch kein Mensch – wo noch niemand zuvor gewesen ist.“