Die zweite Staffel im ZDF

(Oktober 1973 - März 1974)

 

Nachdem im November 1972 die letzte Folge der ersten deutschen Staffel gelaufen war, zeigte sich, dass die Serie durchaus beim Publikum angekommen war: Die Mehrheit der Zuschauer verlangte nach mehr. Nach einigem Hin und Her wartete der Sender schließlich im Oktober 1973 - also etwa ein Jahr später - mit 13 weiteren Folgen auf. Der Sendeplatz blieb der gleiche (also wiederum Samstag im Vorabendprogramm), mit dem Unterschied, dass die Serie nunmehr vierzehntägig ausgestrahlt wurde. So dauerte die zweite Staffel genau so lange wie die ersten 26 Folgen.

Änderungen an der Art der deutschen Bearbeitung gab es kaum: Die Synchronsprecher der Hautpersonen blieben die gleichen, ebenso die Dialogbuchautoren.

Allerdings gibt es drei Details, an denen man sofort erkennen kann, dass es sich um eine Folge aus der zweiten deutschen Staffel handelt: Erstens beginnt der Prologtext nicht mehr nach dem vierten, sondern sofort nach dem ersten Ton der Titelmusik, zweitens hat der rote Planet im Vorspann plötzlich einen deutlichen Orange-Stich, und drittens erscheinen die Episodentitel nunmehr vor einem bewegten Sternenhimmel. (In der ersten Staffel war der Hintergrund noch eingefroren.)

 

27. DIE SPITZE DES EISBERGES

(2: Where No Man Has Gone Before)

22. 9. 1966 (NBC), 6. 10. 1973 (ZDF)

 

Gary Mitchell: Gary Lockwood (Thomas Danneberg)

Dr. Elizabeth Dehner: Sandy Kellerman (Kerstin de Ahna)

Lt. Kelso: Paul Carr (Franz Rudnick)

Dr. Piper: Paul Fix (Günter Sauer)

Alden: Lloyd Haynes (Michael Brennicke)

Dt. Bearbeitung: G.G. Hoffmann

 

Die Enterprise findet die Logbuchboje der verschollenen Valiant, die sich nach einem Versuch, die Galaxie zu verlassen, auf Befehl des Captains hin selbst zerstörte, nachdem dieser mehrere Computeranfragen über übersinnliche Wahrnehmung bei Menschen gestellt hatte. Als die Enterprise es der Valiant gleichtut, entwickeln die Crewmitglieder Gary Mitchell und Dr. Elizabeth Dehner übersinnliche Fähigkeiten, die sich immer weiter verstärken, bis Mitchell sich für gottgleich hält. Ein Versuch, die beiden auf dem Planeten Delta Vega auszusetzen, scheitert. Erst als Dr. Dehner sich gegen Mitchell stellt, gelingt es Kirk Mitchell zu besiegen. Dr. Dehner stirbt an den Folgen von Mitchells  Attacke, doch er wird unter dem eigentlich Kirk zugedachten Grabstein begraben.

 

Titel:

Der deutsche Titel bezieht sich nur auf ein belangloses Zitat von Mitchell zu Beginn der Folge, und ist daher nicht gut gewählt. Obwohl der Titel eigentlich Die Spitze des Eisberges“ lautet, wird in praktisch allen Nachschlagewerken „Spitze des Eisbergs“ als Titel angegeben.

Der englische Titel (ÜB: „Wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist“) ist freilich das berühmte Zitat aus dem Originalprolog.

 

Fehlende Szenen:

 

1994 wieder eingesetzt:

Synchronisation:  

Erstaunlicherweise lag die Übersetzung dieser Episode diesmal im Rahmen des Vertretbaren. Auf überflüssige Veränderungen der Dialoge wurde weitgehend verzichtet. Der Sinn der Originalfassung blieb größtenteils erhalten.

 

Selbst die flapsigen Bemerkungen hielten sich in Grenzen:

Lediglich an einer Stelle fällt eine Veränderung auf: Als Sulu Mitchells Mutation mathematisch beurteilt, sagt er auf deutsch: „Mitchells Fähigkeiten vergrößern sich arithmetisch.“ In der Originalfassung erhöhen sich seine Kräfte geometrisch. Eine arithmetische Steigerung verläuft im Vergleich zu einer geometrischen wesentlich langsamer. Ich gebe zu, dass dies spitzfindig ist; allerdings ist es wirklich unverständlich, warum ein mathematischer Fachausdruck durch einen anderen ersetzt wurde.

 

Ansonsten wurde die deutsche Fassung an zwei Stellen etwas erweitert:

Erstens: Als sich Dr. Piper auf der Brücke meldet, fügt er in der deutschen Fassung aus dem Off hinzu: „Ich vertrete Dr. McCoy.“ Dies geschah wohl, da nach der deutsche Reihenfolge 26 mal McCoy als Arzt zu sehen war, und ein „Neuzugang“ ohne Erklärung sicher die Zuschauer verwirrt hätte.

(Der wahre Grund für McCoys Abwesenheit war natürlich, dass es sich bei dieser Folge um den Pilotfilm (vgl. Glossar) zur Serie handelte, die Figur Dr. McCoy aber erst eine Folge später in The Corbomite Maneuver (Pokerspiele [19]) eingeführt wurde.)

 

Und zweitens: Während Spock sich die Personalakten von Dr. Dehner und Gary Mitchell ansieht, erklärt Kirks Stimme aus dem Off: „Im Augenblick überprüfen wir die Karteikarten der von dem Unglück Betroffenen.“

Dr. McCoy wird übrigens im deutschen Abspann genannt, obwohl er nicht mitspielt, und Yeoman Smiths Rang wird „Jeoman“ geschrieben.

 

Gastauftritte bekannter Synchronsprecher:

Erwähnenswert ist hier der deutsche Sprecher von Gary Mitchell. Es handelt sich um Thomas Danneberg, der seinerzeit von G.G. Hoffmann entdeckt wurde, und heute einer der gefragtesten Synchronsprecher ist. Er leiht seine Stimme regelmäßig Stars wie Arnold Schwarzenegger, Silvester Stallone, John Cleese, John Travolta, Dan Aykroyd, Terence Hill und Nick Nolte. Als deutsche Stimme von Mitchell liefert er eine ausgezeichnete Arbeit. Kurioserweise sprang er 1996 für die Nachsynchro von Weltraumfieber [34] und Metamorphose [30] als Kirk-Sprecher ein, weil Herrn Hoffmanns Stimme inzwischen nicht mehr passte.

 

Videoversion:  

Der deutsche Titel wird sauber vor dem korrekten Hintergrundbild eingeblendet. Den Stockshot (vgl. Glossar) mit dem Vorbeiflug der Enterprise hat man wohl in Die Frauen des Mr. Mudd [40] gefunden. Als Titel nennt die Videofassung „Spitze des Eisbergs“. Die Titelsequenz der ersten 18 Folgen auf Video stammt übrigens aus dieser Episode.