STAR TREK II – Der Zorn des Khan

(Star Trek II – The Wrath of Khan)

USA 1982, Regie: Nicholas Meyer

4. 6. 1982 (USA), 4. 11. 1982 (Deutschland)

 

Adm. Kirk:  William Shatner (Klaus Sonnenschein)

Spock: Leonard Nimoy (Herbert Weicker)

Dr. McCoy: DeForest Kelley (Christian Rode)

Scotty: James Doohan (K.E. Ludwig)

Uhura: Nichelle Nichols (Joseline Gassen)

Chekov: Walther Koenig (Elmar Wepper)

Sulu: George Takei (Helmut Gauß)

Lt. Saavik: Kirstie Alley (Susanna Bonasewicz)

Khan Noonian Singh: Ricardo Montalban (Heinz Petruo)

Dr. Carol Marcus: Bibi Besch (Almut Eggert)

David Marcus: Merritt Butrick (Ullrich Matthes)

Cpt. Terrell: Paul Winfield (Jürgen Kluckert)

Joaquin: Judson Scott (Lutz Riedel)

Peter Preston: Ike Eisenmann (Stefan Krause)

 

Dt. Bearbeitung: Berliner Synchron Wenzel Lüdecke

Dialogbuch: Jürgen Neu

Dialogregie: Wolfgang Schick

 

Die U.S.S. Reliant fliegt den Planeten Ceti Alpha VI an, um dort das neu entwickelte Terraforming-Modul „Genesis“ testweise einzusetzen. Captain Terrell und sein 1. Offizier Chekov beamen auf die Oberfläche, müssen aber bald feststellen, dass sie sich in Wirklichkeit auf Ceti Alpha V befinden, wo Kirk vor vielen Jahren den Tyrannen Khan und sein Gefolge von Herrenmenschen ausgesetzt hat (vgl. Der schlafende Tiger [21]). Khan nimmt Terrell und Chekov gefangen und unterzieht sie einer Gehirnwäsche. Anschließend kapert er die Reliant und nimmt Kurs auf Regula 1, wo Genesis entwickelt wurde. Chekov verlangt von den dortigen Wissenschaftlern das Genesis-Modul an die Reliant auszuhändigen, was Dr. Carol Marcus, die Ex-Geliebte von Kirk, veranlasst, sich bei der Raumflotte zu beschweren. Der ahnungslose Admiral Kirk wird beauftragt, mit der Enterprise nach Regula 1 zu fliegen, um die Sache aufzuklären, doch noch bevor er dort ankommt, taucht die Reliant auf und greift die Enterprise an. In letzter Sekunde kann Kirk durch einen Trick entkommen. Er flüchtet nach Regula 1, wo man außer Carol Marcus und ihrem Sohn David (das Resultat ihrer Affäre mit Kirk) auch Chekov und Terrell vorfindet. Ein von Khan befohlenes Attentat der beiden schlägt fehl, da Chekov Khans Kontrolle überwinden kann. Nach einer Weile kehrt man auf die notdürftig reparierte Enterprise zurück, und verlässt Regula 1. Wiederum nimmt die Reliant die Verfolgung auf. Es kommt wieder zum Gefecht, die Reliant unterliegt. Kurz vor seinem Tod zündet Khan jedoch das gestohlene Genesis-Modul. Falls es die antriebslose Enterprise nicht schaffen sollte, rechtzeitig in sichere Entfernung zu gelangen, würde sie bei der Detonation vernichtet. Keiner glaubt noch an Rettung, doch kurz vor Ablauf des Countdowns funktioniert der Hauptantrieb plötzlich wieder. Das Schiff katapultiert sich aus dem Gefahrenbereich, während Kirk erfahren muss, dass Spock es war, der im strahlenverseuchten Maschinenraum unter Einsatz seines Lebens die Reparatur durchgeführt hat. Der Vulkanier stirbt und wird mit allen militärischen Ehren bestattet. Sein Sarg landet weich auf dem durch den Genesis-Effekt neu entstandenen Planeten.

 

Synchronisation:

Obwohl Studio und Synchroncrew die gleichen waren wie bei STAR TREK - Der Film, gab es hier zum ersten Mal in der Geschichte von STAR TREK einige tiefgreifende Änderungen im Voice Casting (siehe Glossar), die das deutsche Kinopublikum erst mal schlucken musste.

 

McCoy-Sprecher Manfred Schott und Uhura-Stimme Rosemarie Kierstein waren überraschend verstorben, und so musste man sich nach neuen  Synchronsprechern umsehen. Damit noch nicht genug beschloss man, Kirk-Sprecher Gert-Günther Hoffmann - damals meistbeschäftigter deutscher Synchronsprecher - nicht zu verpflichten, da das Studio anscheinend Angst hatte, er wäre zu teuer. Wie Herr Hoffmann einmal in einem Interview berichtete, hat man ihn tatsächlich nicht einmal gefragt!

 

Der Part Kirks wurde hier erstmals von Klaus Sonnenschein (siehe STAR TREK - Der Film) übernommen, der tatsächlich sehr gut William Shatners Originalstimme trifft. McCoy wurde von Christian Rode gesprochen, der seine Sache gar nicht übel macht. Uhuras neue deutsche Stimme war die Berlinerin Joseline Gassen.

 

Trotz des offensichtlichen Bruchs bei der Synchronisation darf die deutsche Fassung durchaus als gelungen bezeichnet werden. Spätestens nach zehn Minuten hat man vergessen, dass sich die Stars je anders angehört haben. Dies liegt sicher nicht zuletzt an den brillanten Dialogen der Originalfassung, die im Vergleich zu dem bierernsten Vorgänger STAR TREK - Der Film mit wesentlich mehr Humor aufwarteten. Endlich konnte sich der an Gags gewöhnte deutsche Zuschauer wieder zu Hause fühlen, mit dem Unterschied, dass der Humor hier der Originalfassung entspricht.

 

In Deutschland tat man sich freilich etwas schwer mit dem Verständnis der Handlung, da bei der Synchronisation der TV-Episode Der schlafende Tiger [21], auf der dieser Film beruht, eine Menge verändert wurde. In seinem Wahn hat das ZDF die eugenischen Kriege 100 Jahre in die Zukunft verlegt (in der Synchro des Films stimmt die Jahreszahl), und die Gerichtsverhandlung am Ende der Folge herausgeschnitten, so dass der Name Ceti Alpha V in der Synchro der Folge niemals erwähnt wurde. Dass Lt. Marla McGivers Khan am Ende ins Exil begleitet hat, fiel ebenso unter den Tisch, weshalb in der Synchro des Kinofilms nicht klar wird, dass Khan sich auf sie bezieht, wenn er von seiner toten Frau spricht.

Allerdings wurden dadurch einige logische Schwächen eliminiert. Musste sich der amerikanische Zuschauer fragen, wieso Chekov nicht schon an Khan denkt, als der Name „Ceti Alpha“ das erste Mal fällt, so ist der erste  Anhaltspunkt für das deutsche Publikum genau wie für Chekov der Name „Botany Bay“. Der andere wohlbekannte Fehler des Films, nämlich dass Khan Chekov wiedererkennt, ging in Deutschland ebenfalls unter. Da das ZDF die Episoden der TV-Serie ja nicht gemäß der Originalreihenfolge ausgestrahlt hat, fiel auch nicht auf, dass Chekov in Der schlafende Tiger gar nicht dabei war.

 

Natürlich kommt auch dieser Film nicht ohne Synchrobugs aus.

Mit holprigen Formulierungen wie „Sie bitten um Verständigung“ oder „Unsere Schutzschirme falten sich ab“ mag man ja noch klar kommen.

Schlimmer es ist schon, dass man portside (=Backbord) einmal mit Hafenseite übersetzt hat. (Es handelt sich um eine Off-Stimme in der Szene, als Kirk zur Enterprise gebracht wird.)

Dann behauptet Khan in der deutschen Fassung: „Wir verdanken ausschließlich meinem genetischen Intellekt, dass wir alle überlebten.“ Wenig später erfahren wir jedoch, dass Khans Frau nicht mehr am Leben ist, genauso wenig wie diejenigen seiner Gefolgsleute, die von den letzten heimischen Lebensformen des Planeten getötet wurden. Folglich haben nicht alle überlebt. (Im Original bezieht sich Khans Statement nur auf die Folgen der Explosion von Ceti Alpha VI. Das Wort „alle“ fällt auch nicht.)

 

Die Pointe des Gespräch zwischen Saavik und Kirk im Turbolift kapiert in der Synchro auch keiner:

SAAVIK: „Wenn ich fragen darf, wie haben Sie den [Kobayashi Maru-] Test gelöst?“

KIRK: „Ja, das dürfen Sie fragen.  -  Das ganze war ein Scherz.“

SAAVIK: „Ein Scherz? Das war ein schwieriges Konzept! Es war nicht logisch.“

KIRK: „Aber zu lernen.“

 

Man bekommt den Eindruck, als bezöge sich Kirks Gerede von wegen Scherz immer noch auf den Kobayashi Maru-Test. Dem ist aber nicht so! Hier das Original zum Verständnis:

SAAVIK: „May I ask how you dealt with the test?“ (ÜB: „Darf ich fragen, wie es Ihnen bei dem Test ergangen ist?“)

KIRK: „You may ask. - That’s a little joke.“ (ÜB: „Fragen dürfen Sie. – Das war als Witz gemeint.“)

SAAVIK: „Ah, humour. It‘s a difficult concept. It’s not logical.“ (ÜB: „Ah, Humor. Ein schwieriges Konzept. Nicht logisch.“)

KIRK: „You learn it by doing.“ (ÜB: „Übung macht den Meister!“)

 

Einfach falsch ist die Übersetzung der Dienstanweisung 46A: „Wenn während eines Gefechtes Nachrichten übertragen werden, sind verschlüsselte Meldungen in jedem Fall untersagt.“ Die Anweisung besagt aber das genaue Gegenteil: „If transmissions are being monitored during battle no uncodes messages on an open channel.“ (ÜB: „Wenn während eines Gefechts die Funkübertragungen vom Gegner abgehört werden, sind sämtliche Nachrichten auf offenen Kanälen zu verschlüsseln.“)

 

Ebenfalls Blödsinn ist Spock Aussage: „Wir sind manövrierunfähig unter dem C-Deck.“ Im Original sagt er: „They’re inoperative. Low C-deck!“ Der erste Satz (ÜB: „Sie sind außer Betrieb“) bezieht sich auf den Turbolift, den Kirk betreten will. Mit dem zweiten Satz (ÜB: „Unteres C-Deck!“) sagt er Kirk, wie er trotzdem zur Brücke gelangt.

 

Kirk spricht einmal von einem „klingonesischen Liebestrank“ (statt: klingonischer Liebestrank) und McCoy, der Kirk den ganzen Film über duzt, nennt Kirk mehrmals bei seinem Nachnamen („Du, Kirk“).

 

Eine Eigenart der Originalfassung ließ man absichtlich weg: Lt. Saavik wird, wie es in den USA üblich ist, mit „Mister“ angeredet. Die Synchro änderte dies konsequent in „Lieutenant“.

 

Override“ wurde hier wörtlich mit „Widerruf“ übersetzt. (Hatten wir so noch nicht; hieß in der TV-Serie meistens „Handschaltung“ oder so (vgl. Ich heiße Nomad [6].)

 

Schließlich hat man noch den Text des Serien-Prologs, der am Filmende aus dem Off ertönt, neu übersetzt: „Der Weltraum bleibt die große Herausforderung. Das Raumschiff Enterprise stößt auf seinen Reisen in immer neue Gebiete vor. Es bleibt seine Aufgabe ungewöhnliche neue Welten zu erkunden, auf die Suche zu gehen nach neuen Lebensformen. Mutig stößt die Enterprise dorthin vor, wo noch kein Mensch gewesen ist.“

Alles in allem ist der neue Text zwar näher am Original (vgl. Einleitung), doch wäre der Wiederkennungseffekt zweifellos größer gewesen, wenn man sich mehr an der TV-Übersetzung orientiert hätte. Außerdem klingt Spocks Stimme in der Synchro hier seltsam flach, fast so, als stünde er irgendwo im Wohnzimmer.

 

Sonstige Änderungen:

DVD-Version:

Für die DVD-Veröfentlichung wurde eine Langfassung produziert. Für die Rollen Kirk, McCoy, Carol und David Marcus, sowie Peter Preston konnten hier glücklicherweise die Sprecher von 1982 reaktiviert werden. Für Spock und Chekov verwendete man die Stimmen aus der Neusynchro von Star Trek - Der Film.

 

Gastauftritte bekannter Synchronsprecher:

Christian Rode sprach schon mehrmals David Warner und glänzte in den neueren STAR TREK-Serien immer wieder als „Bösewicht der Woche“. Joseline Gassen synchronisierte Stephanie Powers, Linda Kozlowski und Mira Furlan (alias „Delenn“) in Babylon 5. Khan wird von Heinz Petruo gesprochen, der deutschen Stimme von „Darth Vader“ aus Krieg der Sterne. Joaquins Sprecher ist Lutz Riedel, der Timothy Dalton seine Stimme leihen durfte. Außerdem schrieb er die Dialoge zu STAR TREK VII, VIII und IX. Ullrich Matthes, hier zu hören als Kirks Sohn David, sprach mehrmals Kenneth Branagh. Und Susanna Bonasewicz, alias Lt. Saavik, kennt man als „Prinzessin Leia“ aus Krieg der Sterne oder auch als deutsche Stimme von Bridget Fonda.