21. DER SCHLAFENDE TIGER
(24: Space Seed)
16. 2. 1966 (NBC), 21. 10. 1972 (ZDF)
Khan Noonian Singh: Ricardo Montalban (Helmo Kindermann)
Lt. Marla McGivers: Madlyn Rhue (Margot Leonard)
Dt. Bearbeitung: G.G. Hoffmann
Die Enterprise findet das seit 200 Jahren im All treibende Schläferschiff Botany Bay und erweckt dessen Kommandanten, Khan Noonian Singh, der sich durch eine ungewöhnlich starke Physis auszeichnet, wieder zum Leben. Obwohl er allen Fragen geschickt ausweicht, vertraut ihm Kirk und stellt ihm sogar die Computerbibliothek zur Verfügung. Wie sich zeigt, handelt es sich bei der Crew der Botany Bay um die letzten 70 einer Gruppe von genetisch veränderten Übermenschen, die einst im 20. Jahrhunderts die Herrschaft über die Erde an sich rissen. Nach den sogenannten eugenischen Kriegen deportierte man sie ins All. Die Historikerin Lt. McGivers verfällt schnell dem betörenden Charme Khans, der sie zwingt sich mit ihm gegen die Enterprise zu verschwören. Mit ihrer Hilfe weckt er den Rest seiner Mannschaft auf und droht Kirk in der Unterdruckkammer zu töten, falls die Enterprise-Crew ihm nicht gehorcht. Die zartbesaitete Frau ist von Khans Brutalität schockiert und befreit ihren Captain, der es schafft die Gegner durch Nervengas auszuschalten. Khan wird vor Gericht gestellt und auf den Planeten Ceti Alpha V verbannt. Lt. McGivers folgt ihm ins Exil.
Titel:
Der deutsche Titel ist relativ passend, zumal er sich - wie es im Original oft der Fall ist - auf ein Zitat (McCOY: „Mein Wahlspruch war immer: Bloß keine schlafenden Tiger wecken!“) bezieht.
Ähnlich nimmt der englische Titel (ÜB: „Die Weltraumsaat“) Bezug auf Spocks Abschlussbemerkung, er würde gern in hundert Jahren zurückkehren, um zu sehen, wie sich die Weltraumsaat, die sie gepflanzt haben, entwickelt hat. (In der Synchronisation sagt Spock nur, dass er irgendwann einmal nachsehen wolle, was aus Khan geworden sei.)
Fehlende Szenen:
Kirk erinnert sich, dass es auf der Erde einmal eine Strafkolonie namens Botany Bay gegeben hat. Er glaubt daher, es könne sich bei der Besatzung des Raumschiffs um Deportierte handeln. Spock hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass eines der modernsten Raumschiffe jener Epoche verwendet wurde, nur um ein paar Kriminelle ins All zu schießen.
Teile des Gesprächs zwischen Spock und Kirk auf der Brücke, in dem Spock mutmaßt, um wen es sich bei den „Schläfern“ womöglich handeln könnte. Kirk fragt, ob sie vielleicht das Ergebnis selektiver Fortpflanzung sind, was Spock bejaht. Die Wissenschaftler hätten nicht bedacht, dass überlegene Fähigkeiten auch übertriebenen Ehrgeiz hervorrufen. So kam es, dass die von ihnen gezüchteten Übermenschen zu Eroberern wurden.
Nachdem die Führungsoffiziere im Konferenzraum Khans vollen Namen herausgefunden haben, zeigen Scotty, Kirk und McCoy Bewunderung für Khan und andere Eroberer der Erdgeschichte.
Nachdem Kirk auf der Brücke ohnmächtig geworden ist, fordert Khan die gefangenen Offiziere im Konferenzraum auf, sich ihm anzuschließen. Kurz darauf wird Uhura von einem Handlanger Khans geschlagen.
Nachdem Kirk schließlich Khan überwältigt hat, findet eine Gerichtsverhandlung statt. Da es Zeitverschwendung wäre, Khan in ein Umerziehungszentrum zu stecken, bietet ihm Kirk an, ihn und seine Leute auf dem Planeten Ceti Alpha V auszusetzen. Er will ihm die Chance geben, sich ein Reich aufzubauen, ohne anderen dabei zu schaden. Khan akzeptiert mit den Worten, er herrsche lieber in der Hölle, als im Himmel zu dienen.
Die deutsche Fassung fasst dieses Ende in einem Logbucheintrag zusammen: „Es hat eine Verhandlung stattgefunden und wir haben folgendes Urteil gefällt [intelligenterweise nehmen Khan und McGivers an dieser Stelle gerade erst Platz!]: Khan und die Besatzung der Botany Bay sind mit ihren Ideen und Zielen eine Gefahr für das Universum. Sie werden deshalb auf einen Planeten verbannt, der ständig von der interplanetarischen Föderation kontrolliert wird.“
Dass Lt. McGivers gemeinsam mit Khan als dessen Frau ins Exil geht, erfährt man genauso wenig, wie den Namen des Planeten, auf dem Khan ausgesetzt wird. Allerdings zeigte die deutsche Urfassung den Planeten, der im Original nicht zu sehen ist. Man fügte dafür einfach eine Aufnahme von Excalbia aus der Folge The Savage Curtain (Seit es Menschen gibt [26]) ein – inklusive Motorengeräusch der Enterprise, die ihn umkreist. Als 1994 das Bildmaterial der Episoden durch neue Master ersetzt wurde, versäumte man es die Aufnahme einzubauen. Da der Ton jedoch der selbe war, hört man immer noch das Rauschen der Enterprise, allerdings ohne sie dabei zu sehen!
Musik:
Hier fiel zum ersten Mal auf, dass Teile der Hintergrundmusik in der deutschen Fassung geändert wurden. (Ähnliches geschah in Der Fall Charlie [36], in Landurlaub [50] und in Die Reise nach Eden [76].)
So wurde die Fanfare zu Beginn des Teasers durch Musik aus der dritten Season ersetzt, ebenso der Tusch, der ertönt, als die Botany Bay auf dem Bildschirm erscheint, die Musik am Ende des Teasers, sowie das Thema, das zu hören ist, als die Landegruppe auf der Botany Bay materialisiert. Offenbar lagen dem ZDF nicht alle Originaltracks vor, so dass man gezwungen war, zu improvisieren.
Synchronisation:
Die Handlung wurde im wesentlichen auf die Bedrohung der Enterprise durch Khan und seine Leute reduziert. Der „geschichtliche“ Hintergrund der Eugenischen Kriege wurde stark entschärft. Irgendwie schien die Folge nicht ins Schema zu passen. Was nicht schon der Schere zum Opfer gefallen war, wurde heraussynchronisiert. Natürlich wussten die Verantwortlichen des ZDF damals nicht, was sie taten. Keiner konnte ahnen, dass diese Episode später als Grundlage für den Kinofilm Star Trek II – Der Zorn des Khan verwendet werden würde. So kam es, dass den deutschen Kinobesuchern dabei eine Menge zum Verständnis nötiger Informationen fehlten.
Ein gutes Beispiel für die Art der Veränderungen ist die Unterhaltung beim Abendessen, die sich in der Synchronisation folgendermaßen anhört:
KHAN: „Sie schicken Ihren ersten Offizier in die vorderste Linie, und beobachten aus der Deckung, ob der Angriff erfolgreich ist.“
KIRK: „Wir sind hier nicht auf einem Schlachtfeld und wir wollen auch niemanden angreifen, Mr. Khan. Sie sind unser Ehrengast.“
KHAN: „Ich weiß diese Ehre zu schätzen, aber ich glaube, Sie haben mich vorhin falsch verstanden. Ich bin nun mal kein guter Diplomat. Leider! Ich habe immer mit offenem Visier gekämpft. Etwas anderes liegt mir nicht.“
KIRK: „Dann verstehe ich nicht, warum Sie geflohen sind.“
KHAN: „Ich bin nicht geflohen!“
KIRK: „Aber Sie haben die Erde zu einer Zeit verlassen, als die Menschen Hilfe brauchten!“
KHAN: „Wir wollten diese kranke Welt heilen!“
KIRK: „Wir?“
Das Original dagegen klingt so:
KHAN: „You let your second-in-command attack while you sit and watch for weakness.“ (ÜB: „Sie lassen Ihren Stellvertreter angreifen, während Sie selbst nach Schwächen Ausschau halten.“)
KIRK: „You have a tendency to express your ideas in military terms, Mr. Khan. This is a social occasion.“ (ÜB: „Sie neigen dazu sich militärischer Terminologien zu bedienen, Mr. Khan. Aber dies ist ein gesellschaftliche Anlass.“)
KHAN: „It has been said that social occasions are only warfare concealed. Many prefer it more honest, more open.“ (ÜB: „Es heißt doch, dass gesellschaftliche Zusammenkünfte im Grunde auch nur Schlachten sind. Viele ziehen den ehrlichen offenen Kampf vor.“)
KIRK: „You fled. Why? Were you afraid?“ (ÜB: „Sie sind geflohen. Warum? Etwa aus Angst?“)
KHAN: „I’ve never been afraid!“ (ÜB: „Ich habe noch nie Angst gehabt!“)
KIRK: „But you left at the very time mankind needed courage.“ (ÜB. „Aber Sie haben die Erde verlassen, als die Menschheit Mut am meisten nötig hatte!“)
KHAN: „We offered the world order!“ (ÜB: „Wir hatten der Welt Ordnung zu bieten!“)
KIRK: „We?“ (ÜB: „Wir?“)
Ebenfalls entschärft wurde die Unterhaltung im Konferenzraum, die in der deutschen Fassung so verläuft:
SCOTTY: „Er war auf jeden Fall ein fähiger Kopf, das muss man ihm lassen.“
Spock: „Wollen Sie ihn vielleicht in Schutz nehmen?“
McCOY: „Na ja, Scotty hat halt ‘n Faible für harte Männer.“
Spock: „Das ist mir ja ganz neu!“
McCOY: „Faszinierend.“
KIRK: „Verstehen Sie das bitte nicht falsch, Spock, aber in unserer Geschichtsschreibung wird er tatsächlich positiv beurteilt.“
SPOCK: „Das ist unlogisch.“
KIRK: „Vielleicht.“
Das Original ist erheblich länger:
SCOTTY: „I must confess, gentlemen, I always held a sneaking admiration for this one.“ (ÜB: „Ich muss gestehen, meine Herren, dass ich für diesen Typ immer ein wenig Bewunderung gehegt habe.”)
KIRK: „He was the best of tyrants and the most dangerous. They were supermen on essence. Stronger, braver, certainly more ambitious, more daring...“ (ÜB: „Er war der beste aller Tyrannen und auch der gefährlichste. Im Grunde waren sie wirklich Übermenschen. Stärker, tapferer, sicher auch ehrgeiziger und wagemutiger...”)
SPOCK: „Gentlemen, this romanticism about a ruthless dictator is-“ (ÜB: „Meine Herren, wie kann ein gewissenloser Diktator romantische Gefühle in Ihnen wecken?“)
KIRK: „Spock, we humans have a streak of barbarism in us, appalling but there nevertheless.“ (ÜB: „Spock, manchmal spricht eben doch der Barbar aus uns Menschen. Es erschreckt uns selbst, aber es ist nun mal so.“)
SCOTTY: „There were no massacres under his rule.“ (ÜB: „Es gab keine Massaker unter seiner Herrschaft.“)
SPOCK: „But there was little freedom.“ (ÜB: „Aber auch fast keine Freiheit.“)
McCOY: „No war until he was attacked.“ (ÜB: „Kein Krieg, bis er angriffen wurde.“)
SPOCK: „Gentlemen!“ (ÜB: „Aber meine Herren!“)
KIRK: „Mr. Spock, you misunderstand us. We can be against them and admire them – all at the same time.“ (ÜB: „Spock, sie missverstehen uns. Wir können gleichzeitig gegen sie sein und sie bewundern.“)
SPOCK: „Illogical!“ (ÜB: „Unlogisch!“)
KIRK: „Totally.“ (ÜB: „Ja, völlig.“)
Wohl um den Zuschauern nicht zuviel „Angst“ zu machen, wurden die Eugenischen Kriege darüber hinaus hundert Jahre in die Zukunft verlegt (von 1990 auf 2090). Das „Problem der Zeitschranke“ wurde somit auch erst 2134 gelöst (Originalfassung: 2018). In STAR TREK II – Der Zorn des Khan übersetze man all diese Zeitangaben jedoch originalgetreu.
Die Raumschiffklasse DY-100 wurde (wohl auch aus Gründen der Lippensynchronität) in DW-203 geändert.
Die deutsche Fassung behauptet außerdem, dass die Besatzung der Botany Bay eingefroren wurde, die Originalfassung spricht lediglich von Tiefschlaf mit reduziertem Stoffwechsel („That’s a sleeper-ship.“)
Khans deutsche Stimme, Helmo Kindermann, ist einer der wenigen Lichtblicke in dieser Folge. Durch sie wirkt Khan extrem arrogant und selbstbewusst. (Der Akzent von Ricardo Montalban ging allerdings dabei verloren.) Bei seiner Rückkehr im zweiten Kinofilm gab man Khan eine neue Stimme.
Sonstige Veränderungen:
SPOCK: „Ich verstehe nicht, warum es Ihnen so viel Vergnügen bereitet, wenn ich mich irre.“ - KIRK: „Das kommt so selten vor. Lassen Sie doch dem Kind die Banane!“ ([...] - „An emotional weakness of mine, Mr. Spock!“ - ÜB: „Eine meiner emotionalen Schwächen, Mr. Spock!“)
SCOTTY: „Ist doch unwahrscheinlich, dass bloß einer aufwacht. Ich werd’ mal schauen, ob sich noch was rührt!“ („This one was probably programmed to be triggered first.“ - ÜB: „Dieser hier sollte vermutlich als Erster aufgeweckt werden.“)
SPOCK: „Bisher wurde nur bestätigt, dass die DW-203 für längere interstellare Flüge gebaut worden ist.“ („The DY-100 class was designed for interplanetary travel only. Star travel was considered to be impractical at that time.“ - ÜB: „Die DY-100-Klasse war ausschließlich für interplanetare Flüge konzipiert. Interstellare Flüge hielt man damals noch für unmöglich.“)
KHAN (zu McGivers): „Vielleicht möchte ich gar nicht, dass Sie bleiben. Ich habe eine schwierige Entscheidung zu treffen. Allein!“ - McGIVERS: „Schicken Sie mich nicht weg, bitte!“ - KHAN: „Werden Sie alles tun, was ich von Ihnen verlange?“ („This grows tiresome. You must now ask to stay!“ - „I’d like to stay, ....please!“ - „Open your heart! Will you open your heart?“ - ÜB: „Das wird mir zu dumm! Jetzt müssen Sie darum bitten, wenn Sie bleiben wollen!“ - „Ich würde gern noch bleiben, bitte!“ - „Öffne dein Herz! Wirst du das tun?“)
KHAN: „Warum sind Sie so unvernünftig? Ich habe zwar ein gewisses Verständnis dafür, dass Sie nicht mit mir zusammenarbeiten wollen, aber ich werde Ihnen jetzt ein Schauspiel bieten, dass Sie meiner Meinung nach sehr schnell umstimmen wird.“ („I should have realized that suffocating together on the bridge would create a heroic cameraderie among you. But it would be quite different to sit by and watch it happening to someone else.“ - ÜB: „Ich hätte wissen müssen, dass unter Ihnen ein heroisches Gefühl der Kameradschaft entstehen würde, wenn Sie gemeinsam auf der Brücke ersticken. Aber es wäre etwas ganz anderes, zu sehen, wie dies mit jemand anderem geschieht.“)
KHAN: „Wir werden einen neuen Planeten suchen und Mittel und Wege finden, diesen zu besiedeln.“ - McCOY: „Das schminken Sie sich mal ab! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass einer von uns mitkommen wird?“ („I need you to select a colony planet, one with a population to be led by us.“ - „To be conquered by you. A starship would make it most simple, wouldn’t it?“ - ÜB: „Ich brauche Sie, um einen Planeten auszuwählen, den wir besiedeln können. Mit einer Bevölkerung, die sich von uns leiten lässt.“ - „Die Sie erobern können, meinen Sie wohl! Mit einem Raumschiff wäre das ein Kinderspiel, habe ich recht?“ )
Videoversion:
Der deutsche Titel erscheint in der unveränderten ZDF-Version.